Nur gucken, nicht anfassen!

Von Stefan Ewert

Hat die Veltins-Werbung eigentlich etwas mit den Schachregeln zu tun? Grundsätzlich eher nicht, denn die Schachregeln werden von der FIDE festgelegt. Aber der Kaltgetränke-Hersteller Veltins hatte schon mal einen Werbespot, in dem ein Getränk eingeblendet wurde und die zentrale Aussage „nur gucken, nicht anfassen“ war. Und diese Aussage wiederum finden wir auch in den FIDE-Regeln, sie ist nur etwas anders formuliert.

Stefan Ewert ist nicht am Zug (siehe Uhr), fasst aber trotzdem eine Figur an. Das ist allenfalls zu Demonstrationszwecken erlaubt, keinesfalls während einer laufenden Partie. | Foto: Sandra Schmidt

Jeder kennt das: der Gegner oder vielleicht auch man selbst hat eine Figur ungenau auf dem Zielfeld abgesetzt. Einen Genauigkeitsfanatiker kann so etwas nerven, da greift man dann mal eben schnell zu und rückt die Figur gerade. Geht doch fix.

Aber darf man das überhaupt zu jeder Zeit?

Das hat die FIDE in Ihrem Regelwerk genau festgelegt. Artikel 4.2 erläutert, dass nur derjenige Spieler, der am Zug ist, Figuren zurechtrücken darf, vorausgesetzt er kündigt dies an (z.B. „j’adoube“ oder „ich rücke zurecht“). Jede andere Berührung wird als Absicht betrachtet, außer es geschieht offensichtlich aus Versehen.

Daraus kann man schließen: wer nicht am Zug ist, darf auch die Figuren nicht zurechtrücken! Hier schließt sich der Kreis zu dem eingangs erwähnten Werbespot, denn „nur gucken, nicht anfassen“ gilt in diesem Fall für denjenigen Spieler, der nicht am Zug ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch Artikel 4.3 erwähnen, der festlegt, was nach absichtlichen Berührungen von Figuren durch den am Zug befindlichen Spieler passiert (das Thema ist den meisten bekannt unter „berührt-geführt“), dazu den Artikel 11.5, der es verbietet, den Gegner abzulenken oder zu stören (böse Zungen behaupten, man könne auch Figuren zurechtrücken, um damit den Gegner zu irritieren) sowie die Artikel 11.6 und 12.9, die es dem Schiedsrichter ermöglichen, in diesen Zusammenhängen verschiedene Strafmaßnahmen auszusprechen (Minimum: Verwarnung, in schweren Fällen kann es auch zu Partieverlust oder Turnierausschluss kommen).

Ansonsten habt Ihr selbstverständlich jederzeit die Möglichkeit, einen Schiedsrichter anzusprechen, wenn Euch irgendetwas im Zusammenhang mit den FIDE-Regeln unklar ist!

Weiterhin viel Spaß und den richtigen Zug zur richtigen Zeit wünscht

FA Stefan Ewert