Mit drei Reimanns ist der SK Kriegshaber (Augsburg) im Turniersaal vertreten: Robert, Matthias, Sebastian.

Matthias Reimann. | Foto: Sandra Schmidt

Die untenstehende Notation ist das Ergebnis einer Koproduktion: Matthias hat gespielt, Robert eingesandt. Ein glatter, konsequent vorgetragener Sieg über einen mehr als 200 Elo stärkeren Gegner.

Olé!

Daniel Pousada Garcia. | Foto: Sandra Schmidt

Ein Klassiker! Mit einem Damenopfer inklusive Mattfinale bewirbt sich Daniel Pousada Garcia um den Schönheitspreis.

Michael Braun schlägt den Sechstrundensieg von Jonas Hacker vor: “eine schöne Angriffspartie mit einem Matt auf dem Brett”, schreibt er und hat die Partie einmal durch die Lichess-Analysemühle laufen lassen.

Jonas Hacker. | Foto: Sandra Schmidt

Zumindest für Lehrzwecke mag ein Moment der Partie noch wichtiger sein als der von einem Matt gekrönte Angriff, der instruktive Moment nämlich, in dem dieser Angriff begann. Dass im achten Zug g4! droht, sollten schwarze 1…e5-Spieler auf dem Schirm haben.

 

Samuel Weber vom SV Oberursel hatte tolle Varianten gerechnet – und hätte sie so gerne aufs Brett gestellt.

Aber, leider leider, gab auf der anderen Seite des Brettes Theodor Schleich die hoffnungslose Partie verloren. Damit nun nicht auch noch die Varianten verlorengehen, hat Samuel Weber sie für die Turnierseite kommentiert:

“Ein schöner Sieg”, findet Arthur Humbert.

Wir auch. Planvoll herausgespielt, nach und nach verstärkt und am Ende sehenswert ausgeknipst. Bravo!

 

Erleichterung bei Gerd Densing, Reisender in Sachen Schach: Nun ist der erste volle Punkt eingetütet, wenn auch nicht auf vollständig zufriedenstellende Weise. Densing hat uns die kommentierte Partie geschickt.

Gerd Densing. | Foto: Sandra Schmidt

 

Schon über zehn Jahre ist es her, dass Ilja Schneider in seinem Schachzoo von seinen Abenteuern auf und abseits der Bretter berichtete. Seitdem liegt das beste deutsche Schachblog brach.

Ilja Schneider, ehemaliger Zoodirektor. | Foto: Sandra Schmidt

Als Ilja jetzt seine Partie aus der sechsten Runde einreichte, ein schwer zu durchschauender, aber wahrscheinlich sehr gut gespielter und obendrein ansehnlicher Sieg über Gunnar Schnepp, haben wir ihn natürlich gebeten, an dieser Stelle den Schachzoo wiederzubeleben und die Partie selbst zu kommentieren. Nur ist Schneider, und es sei ihm gegönnt, sportlich so erfolgreich, dass sein ganzer Fokus auf der nächsten Partie liegt, nicht auf der zurückliegenden.

Der schachlich wie zeitlich limitierte Schreiber dieser Zeilen kann den Variantendschungel, durch den sich beide Spieler in der sechsten Runde gekämpft haben, bei weitem nicht durchschauen und kaum die Rechenleistung ermessen, die beide vollbracht haben. Wir beschränken uns auf einige rudimentäre Anmerkungen – und hoffen auf eine Wiedereröffnung des Schachzoos.

Shreyas Royal hat nicht gewonnen. Nach fünf Siegen am Stück begnügte sich der 13-Jährige in der sechsten Runde mit einer schnellen Punkteteilung gegen 2600-Großmeister Eltaj Safarli. Er habe die mögliche Zugwiederholung gesehen, aber nicht geglaubt, dass sich der 200 Elo bessere Aseri darauf einlässt, erklärte Shreyas Royal nach der Partie. Safarli argumentierte, dass er schlechter steht, wenn er nicht die Züge wiederholt.

Und wenig später reichten sie einander noch einmal die Hände – zum Friedensschluss. | Foto: Sandra Schmidt

Dieser erstmalige Punktverlust ändert wenig an der Tabellenspitze: Shreyas Royal führt weiterhin alleine einen halben Punkt vor den Verfolgern. Für Beobachter hat die Punkteteilung den angenehmen Effekt, dass sich nun die Performance des jugendlichen Tabellenführers bestimmen lässt. Bislang spielt Shreyas Royal am Tegernsee eine 2780 – Weltklasse.

Abgesehen vom alleinigen Tabellenführer mit 5,5 Punkten präsentiert sich das Feld dicht gedrängt. 13 Spieler sind ihm mit 5 Punkten auf den Fersen, darunter einer, der dem Erstrundeneindruck nach so weit oben nicht zu erwarten war. Ilja Schneider hat nach seiner Auftaktniederlage shreyasroyalhafte 5/5 hingelegt. Morgen muss er zeigen, wie weit ihn sein Schweizer Gambit trägt: Schwarz gegen Eltaj Safarli.

Hinter den 13 mit fünf Punkten sind 25 Spieler und Spielerinnen mit 4,5 versammelt, darunter die bislang beste Frau im Feld, Josefine Heinemann, die auch bei 5 Punkten stehen könnte. Ihre druckvoll geführte Sechstrundenpartie gegen Jiri Stocek war für einen Sieg gut, aber am Ende entschlüpfte der Tscheche in ein Remis. Auf IM-Norm-Kurs ist sie trotzdem.

Südafrikanische Nationalspielerin: Charlize van Zyl. | Foto: Sandra Schmidt

Gleichauf mit Heinemann, aber mit schlechterer Wertung, eine der Überraschungen des Turniers: Charlize van Zyl. Die Südafrikanerin hat sich mit einem Sieg über FM Ingo Cordts ebenfalls auf 4,5 Punkte gespielt. Sie ist nun eine der ersten Anwärterinnen auf den im FIDE-Jahr der Frauen aufgestockten Frauenpreis am Tegernsee.

Bemerkenswert unter den “4,5ern”: Julian Wagner, 18-Jähriger aus Kempten, der mit seinem Elo von 1996 eine Performance jenseits der 2450 spielt. Besonders freut es den Turnierdirektor: “Julian hat bei mir 2017 bei ‘Faszination Schach’ im Forum Allgäu Kempten Feuer für Schach gefangen”, berichtet Sebastian Siebrecht.

Ebenfalls stark: Timur Dushatov, 10 Jahre jung, der noch vor zwei Tagen mit den Tränen kämpfte. Intensiv hatte er sich vorbereitet, und dann erschien sein Gegner nicht zur Partie. Den kampflosen Punkt wollte Timur nicht, er wollte spielen. “Notfalls nachspielen”, insistierte er, musste aber am Ende doch mit dem unliebsamen geschenkten Punkt leben.

Erst zwei Drittel des Turniers sind gespielt, trotzdem stand jetzt schon eine erste Serie von Preisverleihungen und Siegerehrungen an:

IM Ilja Schneider (Mitte) gewann das Blitzturnier. Zweiter wurde IM Julijan Plenca (links), Dritter FM Giso Jahncke. | Foto: Sandra Schmidt.

Ein Sonderpreis für Hans-Ludwig Ellmaier (92), den ältesten, und Azat Hildebrand (9), den jüngsten Teilnehmer. | Foto: Sandra Schmidt

Schönheitspreis für Nadeesh Ingo Lindam, der schon zwei kommentierte Partien für die Turnierhomepage eingesandt hat. | Foto: Sandra Schmidt

Aus deutscher Sicht stehen morgen in der siebten Runde zwei Begegnungen im Fokus. Wir biegen auf die Zielgerade ein, und da wird es ernst in Sachen Norm. Während ganz oben Shreyas Royal nach gerade erlangtem IM-Titel nun seine erste GM-Norm anpeilt, haben etwas tiefer Josefine Heinemann und Leonardo Costa Anlass, auf eine IM-Norm zu spekulieren. Beiden stehen schwierige Aufgaben bevor:

Alle Paarungen der siebten Runde

Impressionen vom Blitzturnier (alle Fotos: Sandra Schmidt):

Wer einem nominell deutlich stärkeren Spieler gegenübersitzt, der kann eigentlich nur einen Fehler machen: Wie das Kaninchen vor der Schlange spielen, mauern, auf einen halben Punkt spekulieren. Angst essen Außenseiter auf, ein derartiges Vorgehen wird fast immer zu einer Null führen, und das zu Recht. Auf einen nominell deutlich stärkeren Spieler zu treffen, bedeutet die Chance, im Kampf mit so einem Spieler zu lernen und daran zu wachsen. So eine Chance sollte niemand verschenken.

Mit Ach und Krach: Daniele Vocaturo kann heilfroh sein, dass er am Ende seiner Partie gegen Julius Ohler doch noch den ganzen Punkt einstrich. Danach hatte es über weite Strecken des Vergleichs überhaupt nicht ausgesehen. | Foto: Sandra Schmidt

Außerdem ist die Chance auf Zählbares größer, wenn der stärkere Spieler Komplikationen zu bewältigen hat, in denen ihm Fehler unterlaufen können. Der Großmeister auf der anderen Seite des Brettes mag ja mehr wissen, tiefer verstehen, tiefer und schneller rechnen – trotzdem: Sie kochen alle nur mit Wasser, und sie spielen nach denselben Regeln

Julius Ohler hat in der sechsten Runde demonstriert, wie eine Partie gegen einen 500 Elo stärkeren Gegner anzulegen ist: nicht anders als eine Partie gegen einen Gegner auf Augenhöhe. Und siehe da, der 15-Jährige gewann sogar die Eröffnung, ein hochtheoretisches Caro-Kann, gegen niemand Geringeren als die Nummer eins Italiens. Dann ein mutiges Turm- bzw. Qualitätsopfer für gewaltigen Angriff. Dass am Ende trotzdem eine Null stand – egal. Starke Partie!

Wenn wir am Schachbrett sinnieren, was nun zu tun ist, dann geht es in aller Regel darum, den besten Zug zu finden. Das ist bei Waldemar Golder nicht anders. Seine veritable Elozahl von 2099 suggeriert, dass er ziemlich oft den besten Zug findet.

So stand es nach 17 Zügen in Golders Fünftrundenpartie gegen Fabritius Richard, und allein wegen der kuriosen Konstellation auf der vollgepackten d-Linie bewegten den Schwarzspieler andere Konzepte als Raum, Zeit, Struktur, Koordination und so weiter. Stattdessen: “Soll ich 17…Db8 spielen und die totale Symmetrie herstellen?”

Db8 oder nicht? Waldemar Golder, sinnierend. | Foto: Sandra Schmidt

Für einige Minuten habe er grinsend und lachend am Brett gesessen, berichtet der Spieler des SC Gröbenzell. Schließlich hat er sich doch dessen besonnen, warum er am Tegernsee ist: die bestmöglichen Züge zu machen. 17…Db8 kam nicht aufs Brett.