“Meine schönste Partie seit langem”, schreibt Peter Sindermann zu seinem Sieg aus der ersten Runde. Dank einer ausgeklügelten Abwicklung gewann er erst eine Figur, und am Ende des kurzen Gefechts kam noch ein Damengewinn hinzu.

Peter Sindermann

Vielen Dank für das Einsenden der Partie! Wir haben das Werk mit einigen Anmerkungen garniert:

Gerd Densing hat gerade erst in Madrid Schach gespielt: Beim Europavergleich von Schachteams der europäischen Zentralbanken wurde er mit dem “Team Bundesbank” Fünfter. Es gewann die französische Bank, wie Densing berichtet, einer von zahlreichen Berichten über seine Schachreisen, die Densing bei ChessBase veröffentlicht hat.

Jetzt ist der Schachspieler mit der publizistischen Ader zu Gast am Tegernsee. Und er hat sogleich seine Partie der ersten Runde für die Turnierseite kommentiert. “Bis zum Endspiel ganz passabel”, meint Densing. Dann habe er seinen (fast 200 Elo stärkeren!) Gegner entwischen lassen.

Am Tegernsee eine Glanzpartie gespielt? Eine sehenswerte Kombination aufs Brett gezaubert? Partien und Partiefragmente, gerne kommentiert, im pgn-Format an cs@perlenvombodensee schicken, dann erscheinen sie bald hier.

Korobov, Demchenko, Vocaturo, Safarli und so weiter. Die Herren aus der 2500- und 2600-Elo-Abteilung ließen zum Auftakt der 25. OIBM nichts anbrennen. Klare Favoritensiege kennzeichneten das Geschehen an den ersten zwölf Brettern, teils Ergebnis überlegener Strategie, teils Ergebnis taktischer Klasse.

 

30.Tf6, wunderbar! Wer möchte hier mit einer Minute auf der Uhr nach einem Ausweg für den angegriffenen Springer e5 suchen? Tatsächlich gibt es so einen Ausweg, nach 30…Td4! bliebe Schwarz im Geschäft. Aber unter dem Druck der wegtickenden Sekunden fand Schwarz diese Lösung nicht.

Unterhalb der ersten zwölf Bretter und der 2500-Elo-Marke taten sich die Favoriten schwerer. Mehrheitlich siegten sie trotzdem, andere ließen halbe Punkte liegen, wieder andere sogar ganze. Als Held der ersten Runde darf sich der Schweizer Marcel Marentini (Elo 2100) fühlen. Ihm gelang ein Sieg über den 380 Punkte höher bewerteten Fast-Großmeister Ilja Schneider aus Hannover, ein glatt herausgespielter.

Zur Belohnung bekommt Marentini in der zweiten Runde einen Gegner vorgesetzt, der nominell 140 Punkte unter Schneider steht: den Deutschen Meister! Der Schweizer Gast in Bayern darf sich darauf einrichten, dass es mit den schwarzen Steinen gegen Leonardo Costa nicht einfacher wird als mit den weißen gegen Ilja Schneider.

Die Paarungen der zweiten Runde

Stammgast Thomas Troidl feierte am ersten Turniertag zwei Erfolgserlebnisse: einen Aufstieg auf knapp 2000 Meter und einen vollen Punkt am Brett. Beide Erlebnisse teilte er auf Facebook:

 

Die Offene Internationale Bayerische Meisterschaft ist das erklärte Lieblingsturnier von Liviu Dieter Nisipeanu. Zuletzt fehlte der 46-Jährige trotzdem am Tegernsee, aber jetzt ist er wieder da – und in Spiellaune, wie wir gleich sehen werden. Wird es dem langjährigen Nationalspieler und der ehemaligen Nummer eins der deutschen Elo-Liste gelingen, zehn Jahre nach seinem OIBM-Sieg 2012 ein weiteres Mal das Turnier zu gewinnen?

Wie Liviu Dieter Nisipeanu seinen Erstrundensieg herausspielte: Ein Klick aufs Bild führt zur kommentierten Partie im Video.

Den ersten dafür notwendigen Punkt hat Nisipeanu in der ersten Runde gegen Andreas Kampert vom SV Ilmmünster souverän eingefahren:

Die englische Schachszene war sich einig: Dieser begnadete Junge muss in England bleiben.

Vier Jahre ist das mittlerweile her. Wahrscheinlich hat selten ein auslaufendes Visum so viele Schlagzeilen gemacht wie 2018 das von Jitendra Singh, dem Vater von Shreyas Royal, dem größten englischen Schachtalent, vielleicht einem der größten Schachtalente überhaupt.

Als Dreijähriger war Shreyas Royal mit seiner Familie aus Indien nach England gekommen, wo sein Vater dank eines auf fünf Jahre begrenzten Visums als IT-Projektmanager arbeiten sollte. Im Lauf dieser fünf Jahre lernte Shreyas Royal Schach – und wurde rasant besser: englischer Meister U7, britischer Meister U8, U8-Europameister. So einen Jungen hatten sie im englischen Schach lange nicht gesehen. Aber dann lief das Visum ab.

Der Fall landete schließlich auf dem Schreibtisch von Innenminister Sajid Javid. Und der entschied: Shreyas Royal und seine Familie dürfen in England bleiben. Der Junge sei eines der größten Talente seiner Generation, und das gelte es anzuerkennen und zu fördern. Klein-Shreyas dankte es ihm mit einer gewagten Ansage: Mit 18 wolle er Weltmeister sein.

Noch hat er dafür reichlich Zeit, und einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum höchsten Titel hat er gerade erst hinter sich gelassen. Shreyas Royal hat gerade seine dritte IM-Norm gemacht – im zarten Alter von 13 Jahren. Zum Auftakt am Tegernsee stellte sich jetzt die Frage, ob ihm Karlheinz Esswein aus Ludwigsburg auf dem Weg zu weiteren Zielen würde aufhalten können:

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Willkommen zur 25. Auflage der Offenen Internationalen Bayerischen Schachmeisterschaft!

Bis zum 13. November kämpfen Profis, Amateure und Hobbyspieler aus aller Welt in Gmund auf Gut Kaltenbrunn um den Turniersieg. Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) begrüßt zum Jubiläum 474 Spielerinnen und Spieler. Sicher ist schon vor Beginn: Es wird einen neuen Internationalen Bayerischen Meister geben. Vorjahressieger Jaime Santos Latasa (Spanien) tritt anno 2022 nicht an.

Und doch ist das Feld, angeführt vom ukrainischen Großmeister Anton Korobov, mehr als vorzeigbar. 35 Nationen sind vertreten, darunter zahlreiche Titelträger. Neben Großmeistern wie Daniele Vocaturo (Italiens Nummer eins), dem Aseri Eltaj Safarli oder dem langjährigen deutschen Nationalspieler Liviu Dieter Nisipeanu finde sich eine Reihe Talente im Feld, allen voran Leonardo Costa, 14 Jahre jung und doch schon Deutscher Meister, obendrein als Münchner ein Lokalmatador. Mit Josefine Heinemann sowie den gerade erst von der Juniorinnen-WM aus Sardinien zurückgekehrten Jana Schneider und Luisa Bashylina sind gleich drei deutsche Kaderspielerinnen am Start.

Turnierdirektor Sebastian Siebrecht. | Foto: Sandra Schmidt

Während die 25. Auflage der OIBM in den Startlöchern steht, bastelt das Team um Veranstaltungsleiter Peter Rie und Turnierdirektor Sebastian Siebrecht schon an der Zukunft. Der Vertrag mit dem Gut Kaltenbrunn ist um weitere fünf Jahre verlängert, die Offene Internationale Bayerische Schachmeisterschaft bleibt eine Konstante im Turnierkalender und eines der bedeutendsten und bestbesetzten offenen Turniere Europas.

Wir werden an dieser Stelle in den kommenden Tagen Partien und Kombinationen aus dem Turniersaal zeigen, Episoden und Anekdoten erzählen sowie einige Spielerinnen und Spieler vorstellen. Aber wir können unmöglich alle Bretter im Auge behalten, erst recht nicht diejenigen ohne Liveübertragung. Für den täglichen (!) Schönheitspreis kommen natürlich auch unterhalb der ersten 44 Bretter gespielte Partien infrage.

Darum eine Bitte (nicht nur) in eigener Sache: Wer eine sehenswerte Partie gespielt hat, darf und soll sie hier vorzeigen. Schickt einfach eure Glanzpartie, gerne auch kommentiert, als pgn-Datei an cs@perlenvombodensee.de, dann wird sie bald hier erscheinen.

Außerdem noch der Hinweis auf unsere Facebookgruppe “Schach am Tegernsee“. Wer gar nichts verpassen, Erlebnisse teilen oder mitreden möchte, meldet sich bitte dort an.

Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern viel Erfolg bei der 25. Offenen Internationalen Bayerischen Schachmeisterschaft!

Hauptschiedsrichter Ralph Alt wird unterstützt von den Schiedsrichtern Gregor Johann, Hans Brugger und Sandra Schmidt. | Foto: Sandra Schmidt