Ein Führungsduo, acht Verfolger
Die Sache mit dem Hasen und der Meute hat sich nicht erledigt, aber verschoben. Statt des alleinigen Hasen Jaime Santos-Latasa, den die Meute hetzt, haben wir nun deren zwei.
Mit seinem schwer erarbeiteten Endspielsieg über Jonas Hacker in der letzten Partie des Tages hat der aserbaidschanische Großmeister Namig Guliyev zum Spanier aufgeschlossen. Die beiden liegen nun gemeinsam mit 5,5/6 in Front.
Und sie spüren den Atem der Meute im Nacken. Acht Spieler stehen bei 5/6 und auf Tuchfühlung mit dem Führungsduo. In der heutigen siebten Runde sind an den ersten Brettern erstmals die großmeisterlichen Turnierfavoriten unter sich. Es wird mit dem Einbiegen ins letzte Turnierdrittel Vorentscheidungen geben: Wer verliert, hat sich aus dem Kampf um Platz eins schon mehr oder weniger verabschiedet.
Santos-Latasa kann froh sein, dass er in seiner Sechstrunden-Schwarzpartie gegen Neuris Delgado-Ramirez mit einem halben Punkt davongekommen ist. Der Großmeister aus Paraguay nahm den Spatz in der Hand in Form einer Zugwiederholung, anstatt aufs Ganze zu gehen.
Unterhalb der Spitzenbretter tobt der Kampf um die Sonderpreise, der um den für die beste Frau etwa. Dort haben die bislang stark aufspielenden Maria Tsakona und Algi Acarbay gestern mitansehen müssen, wie Steffi Arnhold an ihnen vorbeizieht.
Ihr Sieg über den mehr als 300 Elo favorisierten Georg Braun katapultierte Arnhold auf vier Punkte. Die beiden Verfolgerinnen liegen einen halben Zähler zurück. Noch einen halben Zähler dahinter lauert unter anderem eine der eigentlichen Favoritinnen, Luisa Bashylina, die sich nach einem Fehlstart nun mit Macht ins Turnier zurückkämpft.
Inoffizieller Natur ist die Wertungskategorie „Bundesliga-Vereinsvorsitzender“, in der (wenn wir niemanden übersehen haben?!) zwei Spieler am Start sind. Hier ist die Vorentscheidung schon fast gefallen. Stefan Schmidt, Chef des SC Viernheim, steht bei starken 4,5 Punkten. Wenn er so weitermacht, wird sein Vereinskamerad Stefan Martin, Kapitän der Bundesligatruppe, darüber nachdenken müssen, ob er Schmidt künftig an der Seite von Mamedyarov und Co. einsetzt.
Oliver Kniest, Chef des vielfachen Deutschen Meisters SG Solingen, war in dieser Kategorie eigentlich als deutlicher Elo-Favorit ins Turnier gegangen. Aber mit nun drei Punkten, muss Kniest jetzt den Turbo zuschalten und auf eine Viernheimer Schwächeperiode hoffen, will er Schmidt noch einholen.