Ein Sonntag zwischen Rochaden, Regen und Schmankerlduft
Von Yvonne Malinowsky
Der Sonntag der OIBM begann, wie eigentlich jeder gute Sonntag – mit Kaffee, ehrgeizigen Vorsätzen und der stillen Hoffnung, dass man heute endlich das spielt, was man zu Hause noch so souverän vorbereitet hatte (ohne dass die Engine am Ende wieder alles besser wusste).
Zwei Runden sind nun gespielt, und die Stimmung schwankt irgendwo zwischen „läuft schon“ und „das hätte ich auch mit Weiß nicht verlieren dürfen“.
Ich durfte inzwischen erste Eindrücke sammeln und den Schachspielenden bei der Arbeit zuschauen, während ich elegant über den roten Teppich flanierte oder neugierig durch die Torbögen schlich, als wäre ich auf der Suche nach der wirklich geheimen Kombination zum Glück, dann aber doch abbog ins „Käferzelt“, immer dem leckeren Duft der angebotenen Schmankerln folgend.
Erst nach ein paar Stunden in diesem Analysezelt wird einem bewusst, wie herzlich, freundlich und geduldig hier alle sind; vom Servicepersonal hinter der Buffet-Theke (Held:innen in Schwarz und Weiß, aber mit Tablett statt Turm) bis zum Schiedsrichterteam, das mit Engelsruhe dafür sorgt, dass niemand zu lange auf etwas warten muss, zumindest nicht wegen organisatorischer Fragen.
Turnierleiter Peter Rie und Turnierdirektor Sebastian Siebrecht und ihr gesamtes Team haben das Ganze offenbar mit chirurgischer Präzision und einem Hauch Magie durchorganisiert.
Mein Fazit nach zwei Tagen:
Die ersten kleinen Tragödien sind da. Bauern, die plötzlich eigene Pläne entwickeln. Taktische Ideen, die beim Gegner einfach schöner aussehen. Und natürlich der Evergreen des Analysezelts: „Ich stand total gut, bis ich verloren hab.“ Ein Satz, der vermutlich als inoffizielles Motto auf die T-Shirts gedruckt werden sollte.
Auch der Kampf um die moralischen Siege ist eröffnet. Zu hören gibt’s Klassiker wie: „Die Vorbereitung war super, aber er hat was anderes gespielt.“ Oder: „Ich war ja Schwarz.“ Letzteres klingt immer ein bisschen wie die schachliche Version von: „Mein Hund hat die Hausaufgaben gefressen.“
In den Fluren mischt sich das Summen der Analysen („Da hätte ich…“, „Wenn er da…“) mit dem sanften Klicken der Uhren und dem leisen Seufzen jener, die wissen, dass Schach manchmal einfach frech ist.
Eine „Partie“ möchte ich ausnahmsweise besonders hervorheben:
Die Sonne der vergangenen Tage gegen den für heute angekündigten Regen.
Zunächst schien der zu 100 Prozent prognostizierte Regen am Morgen zu schwächeln, sehr zur Freude der Jogger und Wanderer, die so doch noch kurz an die frische Luft konnten. Vergleichbar mit einem frühen Eröffnungsfehler in einer Schachpartie, der es den Läufern erlaubte, unverhofft zu ziehen (oder eben zu wandern).
Doch danach wendete sich das Blatt: Für die Kontrahentin des Regens, die Sonne, gab es keine Chance mehr. Der Regen übernahm das Spiel, oder besser gesagt den Rest des Tages, und lieferte gnadenlos ab, zu vollen 100 Prozent.
Bleibt nur abzuwarten, wann die Sonne sich dafür revanchiert. Und sie wird. Ganz sicher.
Bis dahin: Genießt die Zeit, ob mit Springer, Dame oder einfach einem zweiten Kaffee.







