Golubka alleine vorne, Schmider mit IM-Norm – und Chance auf mehr
Petro Golubka macht beim klassischen Schach weiter, wo er am Mittwoch beim Blitzturnier aufgehört hat. Der Ukrainer gewinnt eine Partie nach der anderen. Nach der siebten Runde und einem Schwarzsieg über Kaido Kualots ist Golubka mit 6,5 Punkten aus 7 Partien nun erstmals Tabellenführer. Elo-Performance des 34-Jährigen: 2698.
Fünf Verfolger mit 6 Punkten sitzen ihm im Nacken, darunter zwei, die auf GM-Norm-Kurs segeln: Roven Vogel vom Bundesligisten USV/TU Dresden sowie Niklas Schmider vom Deutschen Meister OSG Baden-Baden. Für IM Vogel weniger relevant, für FM Schmider umso mehr: Die IM-Norm haben beide zwei Runden vor Schluss schon geschafft.
In der siebten Runde können sie dem jeweils anderen in die GM-Norm-Suppe spucken; sie treffen aufeinander. Wahrscheinlich muss sich in erster Linie Niklas Schmider auf einen harten Kampf einstellen. Roven Vogel, nomineller Favorit mit den weißen Steinen, wird wenige Wochen nach seinem Sieg beim GM-Turnier in Dresden und mit der zweiten GM-Norm binnen kurzer Zeit vor Augen nicht friedlich gestimmt sein.
Wie ambitioniert Vogel bei der OIBM zur Sache geht, bekam in der siebten Runde Geetha Narayanan Gopal zu spüren. Gegen den indischen Großmeister hatte sich der Sachse ein Damenendspiel mit 3 vs. 2 Bauern am Königsflügel erarbeitet – vorteilhaft, ja, aber theoretisch nicht und praktisch kaum zu gewinnen.
Das hielt Vogel nicht davon ab, es zu versuchen. Während um die beiden herum eine Partie nach der anderen endete, knetete Vogel 81 Züge lang, bis wirklich gar nichts mehr ging. Gopal gehört nach dieser Punkteteilung nun ebenfalls zum Quintett derjenigen, die dem Spitzenreiter auf den Fersen sind. In der achten Runde trifft er mit Schwarz auf den punktgleichen Jiri Stocek.
Anders als für Vogel und Schmider ist für Ilja Schneider, ebenfalls 6 Punkte, bei der OIBM keine GM-Norm mehr drin (es wäre die dritte und der Titel). Ohnehin pflegt Schneider seine GM-Normen in der Bundesliga zu erzielen. Nach 2012/13 und 2015/16 bietet sich ihm diese Gelegenheit in der Serie 22/23 als Anführer des Aufsteigers HSK Lister Turm.
Am Tegernsee geht es für ihn um nicht weniger als den Turniersieg. In der siebten Runde mit Schwarz gegen den Wunderknaben Hussain Besou gewann Schneider, wie er hinterher anmerkte, “eine der besten Partien meines Lebens”. Mit Weiß gegen Golubka hat er in der achten Runde nun die Chance, den alleinigen Tabellenführer zu entthronen.
Und die anderen Großmeister? Turnierfavorit Maxime Lagarde meldete sich mit einem Sieg zumindest in Sichtweite der Tabellenspitze zurück. Mit 5,5 Punkten wird er ganz oben wahrscheinlich nicht mehr eingreifen können.
Lagardes Landsmann Christian Bauer tat sich schwer gegen Laura Unuk. Einen Mehrbauern hatte er sich zwar erkämpft, aber das raffinierte schwarze Gegenspiel hielt die Partie stets (mindestens) in der Waage. Bauer, nominelle Nummer 4 des Feldes, steht mit 5 Punkten auf Rang 22.
Ebenfalls bei 5 Zählern steht der in Hongkong lebende und arbeitende Kolumbianer GM Andres Felipe Gallego Alcaraz. Viel Zählbares wird er vom Tegernsee voraussichtlich nicht mit heimbringen – aber manch wertvolle Ergänzung seiner Schachbibliothek: