Marius Deuer und das Großmeisterquintett (OIBM, 4. Runde)

Auch das Aufeinandertreffen mit Turnierfavorit Dmitrij Kollars hielt Giga Quparadze nicht davon ab, eine weitere Turnierpartie im Blitztempo zu absolvieren. Diesmal mit einem anderen Ergebnis als in den drei Runden zuvor. 1 Stunde und 14 Minuten zeigte die Uhr des Georgiers, als er sich geschlagen gab. Kollars hatte ihn im Endspiel ausgetrickst.

Dmitrij Kollars hat sich am ersten Brett eingerichtet. In der fünften Runde trifft er ebendort auf den Norweger Elham Amar. | Foto: Sandra Schmidt

Nach vier Runden ist der topgesetzte deutsche Großmeister Teil eines Sextetts mit 100 Prozent, das ausschließlich aus Großmeistern bestünde, wäre da nicht Marius Deuer. Der 16-Jährige und sein Caro-Kann triumphierten über den an drei gesetzten Venkataram Karthik. Ein verdienter Schwarzsieg, war doch Deuer durchgehend am Drücker gewesen, gleichwohl etwas glücklich. Ganz am Ende hatte sich Karthik in ein Damenendspiel gerettet, das zwar am seidenen Faden hing, das aber eine Maschine gehalten hätte. Der Inder fand nicht den schmalen Pfad zur Punkteteilung.

Marius Deuer, einziger IM im Sextett der 100-Prozentigen an der Tabellenspitze. | Foto: Sandra Schmidt

Erstmals trennt sich nach vier Runden der Weg der beiden überragenden 16-Jährigen des deutschen Schachs. Bislang hatten sie stets an benachbarten Tischen gespielt (siehe Bericht zur dritten Runde), aber nun gewann Deuer, während Leonardo Costa unterlag. Gegen den an zwei gesetzten Eltaj Safarli geriet Costa in ein schwieriges Endspiel, in dem der Aseri sein Aktivitäts- und Strukturplus nach und nach in einen vollen Punkt ummünzte.

Eltaj Safarli (links), hier in der Drittrundenpartie gegen FM Valentin Mitev, gewann gegen Leonardo Costa im Stil eines abgezockten Profis. | Foto: Sandra Schmidt

Der gestrige Spitzenreiter Arthur Humbert hat sich hoffentlich die Tabelle nach drei Runden ausgeschnitten und eingerahmt. In der vierten erwischte es ihn gegen den Norweger Elham Amar. 86 Züge lang zeigten die Kontrahenten, wie gerne sie Schach spielen. Humbert hätte auch nach 40 Zügen aufgeben können, spielte aber mit zwei Türmen und vier Bauern weniger weiter. Amar schien es zu genießen, er zögerte das Matt hinaus. Am Mittwoch gegen Dmitrij Kollars wird es ernsthafter zur Sache gehen.

Elham Amar trifft nun in der Spitzenpaarung der fünften Runde auf Dmitrij Kollars. | Foto: Sandra Schmidt

In der Frauenwertung führt jetzt Lena Georgescu mit 3,5 Punkten aus 4 Partien. Die Schweizerin landete einen glatten Sieg über den nominell favorisierten FM Christian Schramm. Mit einem Bauern mehr, aber im Angesicht eines nicht zu parierenden Angriffs gab sich Schramm nach 21 Zügen geschlagen. Mit einer Schwarzpartie gegen Roven Vogel kommt auf Georgescu in der fünften Runde ein Härtetest zu.

Roven Vogel kegelte in der vierten Runde vorerst WIM Yelyzaveta Hrebenshchykova aus dem Rennen um den Frauenpreis. In der fünften wird er versuchen, Lena Georgescu einen Rückschlag zuzufügen. | Foto: Sandra Schmidt

Georgescus souveräne Vorstellung war bei weitem nicht der einzige Außenseitersieg. Unter den elf Spielern mit 3,5 Punkten findet sich einer, dessen Elo von 1823 sich deutlich von der Zahl der anderen zehn unterscheidet. Wolfgang Jekel von den SF Vöhringen hat nach seinem Auftaktremis nun die dritte Partie gewonnen, diesmal gegen den gut 300 Elo stärkeren Bahne Fuhrmann vom Hamburger SK.

Schönheitspreis für Titas Stremavacius, der seinen effektvollen Drittrundensieg für diese Seite kommentiert hat. | Foto: Sandra Schmidt

Zu Joachim Beisteiner findet sich auf der Website der Chess Sports Association der erstaunliche Eintrag, er sei ein „Punktelieferant“. Das kann offensichtlich nicht im Sinne der in Fußballstadien üblichen Punktelieferant-Schmähgesänge gemeint sein. So wie Beisteiner in der niederösterreichischen Landesliga zuverlässig punktet, tut er das auch in den Bayerischen Alpen. In der vierten Runde triumphierte er über den gut 300 Elo stärkeren Fast-GM Ilja Schneider, der den Prozess des Abhakens dieser aus seiner Perspektive schrecklichen Partie wahrscheinlich schon begonnen hatte, als sie noch lief. Einen Zug, bevor Schneider aufgab, hatte ihm Beisteiner einen Weg zurück ins Geschehen eröffnet. Die Lieferung eines potenziellen halben Punkts ging an Schneider vorbei.

Die von Peter Rie (stehend) im Interview angekündigte Schach-Schulung mit Sebastian Siebrecht für die Mitarbeiterinnen der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. | Foto: Sandra Schmidt

Momente der vierten Runde:

Als Ilja Schneider schon nicht mehr damit rechnete, lieferte ihm Joachim Beisteiner doch noch eine Chance, in die Partie zurückzukommen: 26…Txb4!, und Schwarz steht noch lange nicht gut, aber spielt wenigstens wieder mit. Die Chance verstrich, und einen Zug später war die Partie vorbei.

Die Partie war nach 40 Zügen entschieden, aber Arthur Humbert und Elham Amar wollten noch ein wenig spielen. Erst nachdem Amar zwei seiner Freibauern in Läufer verwandelt hatte, setzte er schließlich doch matt.

Rinat Jumabayevs Ausknipser gegen Malte Colpe. Es droht Txh6 nebst Sf6+, und dagegen ist nichts zu machen. Schwarz gab sich geschlagen, und der Kasache war Teil der exklusiven Gruppe derjenigen mit 4 Punkten aus 4 Partien.

Die Auslosung der fünften Runde