Nur noch Gumularz und Hardaway bei 100 Prozent (OIBM, 4. Runde)

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Die Feinheiten der Auslosung am Tegernsee (wir haben sie vor vier Jahren hier aufgeschlüsselt) machen es möglich, dass zumindest in den ersten drei Runden jemand aus der „unteren“ Hälfte des Feldes sich ganz nach oben spielen kann. Anno 2025 ist das Dr. Christof Brixel gelungen, Elo 1926, nominell die Nummer 313 des gut 540-köpfigen Feldes. Der Wahl-Londoner, Vorsitzender des Clubs Hammersmith, hat seit seiner Pensionierung Zeit für sein Zweithobby Reisen – und längst den Tegernsee als lohnendes Ziel ausgemacht, um beide Hobbys miteinander zu verbinden.

Christof Brixel bekommt seinen Preis für einen Blitzstart, bevor er das Duell gegen den zu ihm hochgelosten GM Valentin Dragnev aufnimmt. | Foto: Sandra Schmidt

So gut wie 2025 lief es bei der OIBM noch nie für Brixel. Mit drei Siegen ist der Wirtschaftswissenschaftler gestartet, zwei davon gegen etwa 150 Elo stärkere Gegner. Nach drei Runden fand er sich mit einem 100-Prozent-Ergebnis als einziger U2000-Spieler in der Meisterriege an der Tabellenspitze wieder. Turnierdirektor Sebastian Siebrecht hat ihn für seinen Blitzstart vor Beginn der vierten Runde mit einem Sonderpreis bedacht.

Valentin Dragnev, mit nun 3/4 längst nicht abgehängt. | Foto: Sandra Schmidt

In der vierten Runde Runde wurde Brixel heruntergelost. Es ging gegen jemanden mit einem Punkt weniger auf dem Konto, kein Niemand allerdings. Großmeister und Nationalspieler (Österreich) Valentin Dragnev gelang es schließlich, Brixel die schachlichen Grenzen aufzuzeigen. Vor der fünften Runde stehen die beiden einträchtig in der Gruppe derjenigen mit drei Zählern, beide in Reichweite der Spitze.

Großmeister Szymon Gumularz, eine Hälfte der kleinen Gruppe, die auch nach vier Runden bei 100 Prozent steht. | Foto: Sandra Schmidt

Dort, an der Spitze, steht eine deutlich kleinere Gruppe, die aus nur zwei Spielern besteht. Von den 100-Prozentigen mit 3/3 schafften es nur die Großmeister Brewington Hardaway (USA) und Szymon Gumularz (Polen), ihre Partien zu gewinnen. In der fünften Runde werden die beiden klären, ob es zum ersten Mal im laufenden Turnier einen alleinigen Tabellenführer gibt.

Wer nicht glaubt, wie giftig das London-System sein kann, erkundige sich bei Brewington Hardaway. Hier ist (weil unter anderem a4-a5-a6 in der Luft liegt) schon 10…e6 absolute Pflicht, um (idealerweise inklusive …Lb4+) schleunigst den König aus dem Zentrum zu rochieren. Schwarz entschied sich für 10…Tc8 und stand schon fast auf Verlust.

Schwarz kämpfte ohnehin auf verlorenem Posten und entschied mutmaßlich deswegen, die Sache abzukürzen. Weiß zieht und setzt matt in zwei Zügen, keine schwierige Übung für den nominellen Turnierfavoriten Amin Tabatabaei, der nach seinem kampflosen Remis zum Auftakt nun mit 3,5/4 ganz oben anzuklopfen beginnt.