Aktuelle Infos und Beiträge zur OIBM
Die gleiche Stellung ist die gleiche Stellung, unabhängig davon, was für ein Zug mit welcher Figur diese Stellung herbeigeführt hat, unabhängig davon, in welchem Abstand die gleiche Stellung auf dem Brett auftaucht. Dieser Umstand spielte bei einer Remis-Reklamation in der siebten Runde eine Rolle. Schiedsrichterin Sandra Schmidt berichtet:
In der 7. Runde wurde ich zu einem Brett gerufen, an dem der weiße Spieler eine 3-fache Stellungswiederholung reklamierte. Der Gegner schaute bereits ungläubig auf sein Partieformular und schüttelte den Kopf. Eine Reklamation zur 3-fachen Stellungswiederholung ist auch als Remisangebot zu betrachten (FIDE-Regel 9.1.2.3). Der Gegner des Reklamierenden galt als Favorit dieser Partie und mit einem Bauern mehr auf dem Brett lehnte er das Angebot ab, sodass nun die 3-fache Stellungswiederholung am Nachbarbrett überprüft werden musste. Der Reklamierende hat nach 9.2.1 der FIDE-Regeln den Antrag korrekt gestellt, indem er seinen Zug, der die 3-fache Stellungswiederholung herbeiführen soll, aufgeschrieben hat, ohne dabei die Figur zu ziehen und anschließend die Uhr anhielt um einen Schiedsrichter zu kontaktieren. Die Prüfung zeigte, dass nach 57. Zügen mit Te2 die Stellung zum ersten Mal herbeigeführt wurde, anschließend folgte mit 64. Te2 die 2-fache Stellungswiederholung und der aufgeschriebene Zug 67. Kc5 schloss die 3-fache Stellungswiederholung ab und dem Remisantrag wurde somit stattgegeben. Eine Stellungswiederholung muss nicht zwingend durch sofortige Zugwiederholung herbeigeführt werden. In diesem Fall entstand dieselbe Stellung innerhalb von 10 Zügen mit unterschiedlichen Figuren. Diese ist durch das reine Ablesen am Partieformular nicht immer sofort erkennbar. Hätten Sie es erkannt?
Ergänzung: Stellungen gelten nur dann als gleich, wenn derselbe Spieler am Zug ist, Figuren der gleichen Art und Farbe die gleichen Felder besetzen und die Zugmöglichkeiten aller Figuren beider Spielenden gleich sind. (FIDE-Regeln 9.2.3 ff)
Unentschieden an den oberen Brettern eröffneten einmal mehr den Verfolgern die Chance aufzuschließen. Aus dem Quintett an der Tabellenspitze ist vor der letzten Runde eine Gruppe von elf Spielern geworden, die mit 6,5 Punkten aus 8 Partien das Feld anführen: neun Großmeister, ein IM, ein FM. Einer aus dieser Gruppe wird am Sonntag um 17 Uhr als Turniersieger auf dem Podium stehen.
Die aus deutscher Sicht zentrale Partie beginnt um 10 Uhr an Brett 1: Marius Deuer trifft auf Dmitrij Kollars. Für Supertalent Deuer geht es um seine erste Großmeisternorm und den Turniersieg, für den Deutschen Meister Kollars um den Turniersieg.
Während der achten Runde hatte Nationalspieler Kollars die besten Aussichten, zum zweiten Mal allein den Platz an der Sonne einzunehmen, anstatt sich den ersten Platz teilen zu müssen. Mit den weißen Steinen hatte sich der Bremer am ersten Brett einen stabilen Vorteil gegen Titas Stremavicius herausgespielt. Aber anstatt den Litauer einer ausgiebigen Massage zu unterziehen, ließ Kollars ihn in ein Endspiel entschlüpfen. Optisch sah das unverändert gut aus, aber praktisch gab es kein Durchkommen mehr, nachdem mit den Damen die Dynamik verschwunden war. Nach 45 Zügen einigten sich bei beiden auf remis.
Am zweiten Brett hoffte Venkataram Karthik gegen den Isolani von Elham Amar ebenfalls auf eine Massage-Konstellation. Aber mit aktivem Figurenspiel ließ der Norweger seinen Isolani gar nicht erst zum Ziel werden. Bis zum Ende nach 46 Zügen hielt sich das Geschehen die Waage.
Auch Giga Quparadze kam zu keinem Zeitpunkt in die Nähe eines Sieges, der ihm mit 7/8 die alleinige Tabellenführung beschert hatte. Gegen Kacper Pioruns Cozio-Spanier stand bald eher Schwarz besser. Die Partie verflachte zügig in ein symmetrisches Endspiel, in dem für beide Seite nicht mehr als ein halber Punkt drin war. Nach 22 Zügen bot Piorun remis an, Quparadze akzeptierte (mit der obligatorischen 1 Stunde 31 Minuten auf der Uhr).
Damit war der Weg frei, zum Spitzenquintett aufzuschließen. Am schnellsten gelang dieses Unterfangen Rinat Jumabayev, der kampflos gewann. Sein Gegner Zi Han Goh, Talent aus Singapur, hatte sich erkrankt abgemeldet.
Nachdem am Vortag Jumabayev gegen Ulrich Weber den am seidenen Faden hängenden halben Punkt gerettet hatte, verwehrte nun Eltaj Safarli am vierten Brett dem Zweitligaspieler aus Hofheim endgültig das Turnier seines Lebens. Webers Najdorf bekämpfte Safarli mit 6.f4 (die „Amsterdam-Variante“, die auch Dmitrij Kollars gelegentlich spielt) und baute bald Druck auf. Nach dem 20. Zug schlichen sich auf schwarzer Seite Ungenauigkeiten ein, die die schwarze Stellung nicht mehr verkraftete.
Am neunten Brett musste Marius Deuer in einer für ihn zentralen Partie gegen Yelyzaveta Hrebenshchykova trotz fast 200 Punkten Elodifferenz härter kämpfen, als ihm lieb war. Dem soliden Vortrag der Ukrainerin war lange nicht beizukommen. Als kurz vor der Zeitkontrolle ein ausgeglichenes Damenendspiel auf dem Brett stand, machte sich auf weißer Seite die Zeitnot bemerkbar. Deuer versteckte seinen König vor gegnerischen Schachs und setzte einen Freibauern in Bewegung. Hrebeshchykova fand kein Mittel, ihn zu stoppen.
Mit nun 6,5/8 und einer Performance von 2638 bleibt der 16-Jährige auf GM-Norm-Kurs. Nun wartet zum Abschluss der Deutsche Meister und Turnierfavorit Dmitrij Kollars. Mit einem Remis oder einen Sieg hätte sich Deuer seine erste Großmeisternorm gesichert. Kollars muss gewinnen, will er das Turnier gewinnen.
Zwei Tage ohne entschiedene Partien an den ersten Brettern bedeuteten für Schachmeister, von denen an dieser Stelle noch gar nicht die Rede war, eine Chance aufzuschließen. Einer von denen ist Großmeister Alexander Naumann, der das Turnier mit einem 2,5/4-Rumpelstart begonnen hat. Vier Siege später steht er bei 6,5/8. Wegen seiner bescheidenen ersten Turnierhälfte schleppt Naumann ein Wertungsproblem mit sich herum, aber theoretisch kann er am Sonntag das Turnier gewinnen. Es bedarf eines Schwarzsiegs über Stremavicius und Punkteteilungen an allen anderen Spitzenbrettern.
In einer ähnlichen Konstellation findet sich der einzige FIDE-Meister unter den elf punktgleich Führenden wieder. Auch Neil Berry aus Schottland ist mit 2,5/4 nicht gestartet wie ein potenzieller Turniersieger. Nun hat der einstige schottische Nationalspieler und langjährige Vorsitzende des Schachclubs Edinburgh vier volle Punkte in Serie eingefahren, den letzten davon in der achten Runde gegen Dieter Morawietz in einer Partie mit einigen Höhen und Tiefen. Nun hat auch Berry die theoretische Chance, am Sonntag gegen 17 Uhr als Turniersieger auf dem Podium zu stehen.
Neben Marius Deuer hat sich der bei 6/8 stehende Ioannis Papadopoulos eine Normchance erspielt. Der 21-Jährige vom SV Oberursel braucht in der neunten Runde mit den weißen Steinen einen Sieg über IM Fabian Baenziger für die IM-Norm.
Zum ersten Mal weist die neue FIDE-Liste Leonardo Costa als 2500er aus. Mit Elo 2501 hat der 16-Jährige die erste Anforderung für den Großmeistertitel erfüllt. Jetzt fehlen ihm noch zwei Normen. Am Tegernsee wird er keine schaffen, bestätigte Costa im Gespräch mit Gunny direkt nach seiner Niederlage in der siebten Runde, die ihn die Normchance gekostet hat. Trotzdem war das Supertalent zu einem Gespräch bereit, keine Selbstverständlichkeit. „Ich ärgere mich ein bisschen, aber ich werde noch viele Chancen bekommen“, sagt Costa
Leonardo Costa berichtet von seinem Wechsel zum Bundesligisten Hamburger SK, hebt die Bedeutung der Weissenhaus-Akademie hervor, deren Unterstützung ihm Training und Wettkampf auf höchstem Level ermöglicht und äußert sich zu weiteren Schachplänen in diesem Jahr. In den Weihnachtsferien wird er ein Turnier spielen, das keine Beurlaubung von der Schule erfordert.
Zuletzt in der deutschen und österreichischen Bundesliga habe er stark gespielt, sagt Costa. Mit seiner Leistung am Tegernsee ist er nicht ganz zufrieden, merkt aber an, dass er gesundheitlich nicht voll auf der Höhe ist. Auch wenn es bei der 27. OIBM nicht für eine Norm reichen wird: Mittelfristig ist der GM-Titel und eine Elo über 2600 das Ziel.
Ein tief berechnetes Opfer inklusive temporärem Damenopfer, das in letzter Konsequenz zu einem fast gewonnenen Endspiel führt. Lukas-Benedikt Merenda hat allen Grund, auf seine Siebtrundenpartie stolz zu sein – auch wenn das, was er ausgerechnet hatte, nicht aufs Brett kam, weil sich der Gegner vorher mattsetzen ließ. Wir zeigen die Partie heute inklusive der tiefen Gewinnvariante.
Vorher die Partie von Christian Friedrich Köhler, ebenfalls gespielt in der siebten Runde, in der sich Köhler erst strategischen Vorteil erspielt und diesen dann mit einer Folge taktischer Schüsse verwertet. Sehenswert.
Die Partie von Lukas-Benedikt Merenda:
We’re featuring another insightful submission from German FM Rick Frischmann, this time his 7th round win over former Bundesliga player Ulrich Markmann. Frischmann, playing White, opted for 1.e4 and maneuvered through the Sicilian Alapin (B22). His commentary illuminates each twist and tactical nuance, including a cute rook sacrifice, soon leading to Black’s resignation.