Aktuelle Infos und Beiträge zur OIBM

Die am Tegernsee übliche Bedenkzeit „Fischer kurz“ war in der zweiten Runde für Großmeister Giga Quparadze viel zu lang. Mit 1 Stunde 30 Minuten auf der Uhr hatte der Georgier (wie alle anderen) die Partie begonnen. Als sie nach 32 Zügen beendet war, zeigte Quparadzes Chronometer mehr Zeit als zu Beginn: 1:33,47.

Bedenkzeit brauchte Giga Quparadze an diesem Sonntag nicht. | Foto: Sebastian Siebrecht

Ganz anders auf der anderen Seite des Brettes, wo Ingo Lindam 47 Sekunden geblieben waren, als er sich geschlagen gab. Im Gefecht zuvor hatte der OIBM-Stammgast aus Köln vergeblich nach Kompensation für einen Minusbauern gesucht, während Quparadze fast jeden Zug herausblitzte und schließlich das Endspiel gewann.

Die weiße Sache war schon fast hoffnungslos, trotzdem war 31…Txg5 ein schöner Abschluss von Kacper Piorun.

Im Vergleich mit den anderen Turnierfavoriten war dieser leichte Vortrag die Ausnahme. Die Herren Großmeister mussten gegen starke Amateure für ihre vollen Punkte hart arbeiten. Und so gab es an den oberen Brettern in der zweiten Runde mehrheitlich nach und nach herausgespielte technische Siege zu sehen.

Erst ein Lächeln für die Fotografin, dann zeigte Boris Latzke gegen Bartlomiej Heberla Zähne. | Foto: Sandra Schmidt

Mehrheitlich, wohlgemerkt, nicht ausschließlich. Nachdem schon in der ersten Runde Alexander Naumann einen halben Punkt gelassen hatte, ging es in der zweiten zwei Großmeisterkollegen genauso. Bartlomiej Heberla kam gegen Boris Latzke aus Bebenhausen nicht über ein Remis hinaus, Matthias Womacka nicht gegen Bahne Fuhrmann vom Hamburger SK.

Eine theoretische Najdorf-Stellung, die wahrscheinlich beiden Kontrahenten bekannt war. Wer sich nicht so gut auskennt wie Malinowski und Goh, der nimmt erstaunt zur Kenntnis, dass Weiß hier nur mit 12.Dg3! um Vorteil kämpfen kann.

Außenseitersiege gab es trotzdem, nur eben nicht gegen Großmeister. Im Talent-Duell an Brett 26 besiegte der 14-jährige Levi Malinowski aus Lübeck (Elo 2089) den 15-jährigen FM Zi Han Goh aus Singapur (Elo 2319). An Tisch 19 triumphierte Joachim Beisteiner aus Österreich (2129) über FM Matthias Becker (2338) und im Schweizer Duell an Tisch 40 Sarah Hund (2008) über FM Teimur Toktomushev (2246).

Und wenn Schwarz den Turm nimmt? Dann bekommt Weiß mindestens schöne Kompensation. Dolzhykova muss unter anderem vorhergesehen haben, dass 25…exf5 26.De5 Tg8 27.gxf5 Dxf2? an 28.Kb1!+- mit der tödlichen Drohung 29.f6 scheitert.

Eine der schönsten Partien an den Livebrettern hat Kateryna Dolzhykova gespielt – gegen Bernhard Nagel vom SK Lasker Köln, der über weite Strecken der Partie taktisch auf der Höhe war und dazu beitrug, dass es ein sehenswertes Duell wurde. Dolzhykova war in erster Linie von ihrem Zug 25.Tf5 entzückt, nach dem zwei ihrer Figuren hängen. Sie wird nach der Partie zufrieden zur Kenntnis genommen haben, dass Schachfreund Computer goutiert, was die Großmeisterin gespielt hat.

Gäbe es am Tegernsee Kreativpunkte, Koppany Geher hätte mit 22.Lb5!? einige gewonnen.

57 Spielerinnen und Spieler führen nach zwei Runden das Feld mit zwei Punkten an, darunter 12 Jugendliche U18 oder jünger, 6 Senioren Ü60, 5 Frauen und nicht zuletzt 9 Großmeister inklusive aller Topfavoriten. Bis die Vertreter der 2500+-Riege aufeinandertreffen, wird es noch ein wenig dauern.

Lena Georgescu, 2/2, trifft in der dritten Runde auf die ebenfalls bei 100 Prozent stehende Kateryna Dolzhykova. | Foto: Sandra Schmidt

Gleichwohl hält die dritte Runde schöne Spitzenpaarungen bereit, zum Beispiel die am ersten Brett, wo sich Turnierfavorit Dmitrij Kollars mit den schwarzen Steinen der indischen Großmeisterin Nutakki Priyanka wird erwehren müssen. Jakob Weihrauch, Teil des Tegernsee-Septetts vom Hamburger SK, bekommt gegen Rinat Jumabayev die Chance auf einen Großmeisterskalp. Lena Georgescu und Kateryna Dolzhykova werden in der einzigen rein weiblichen Partie der 100-Prozentigen aufeinandertreffen. Dolzhykovas Lebensgefährte FM Samuel Weber, ebenfalls bei 2/2, wird nicht viel Zeit haben zuzuschauen. Er wird am sechsten Brett mit Schwarz gegen den Geheimfavoriten Roven Vogel alle Hände voll zu tun haben.

Corentin Rosin vom SC Noris-Tarrasch Nürnberg. | Foto: Sandra Schmidt

Alle Paarungen der dritten Runde

Schach-YouTuber Gernot „Gunny“ Leusch ist auf einer besonderen Mission bei den Offenen Internationalen Bayerischen Schachmeisterschaften am Tegernsee. Gunny tritt nicht als Spieler an, sondern begleitet als Coach und Mentor seine Freunde Darian, Nick und Florian. Das Trio hat sich intensiv auf das Turnier vorbereitet, und Gunny freut sich, die Partien zu analysieren und ihre Fortschritte mit der Community zu teilen. Während der Runden ist er (mit Schiedsrichtererlaubnis) im Turniersaal unterwegs, um Impressionen in bewegten Bildern einzufangen.

Im ersten Video sehen wir darüber hinaus noch – Kühe. Aber vor allem analysiert Gunny Darian Gernhubers erste Partie im Jobava-London-System. Darian errang in der ersten Runde einen starken Sieg, sein Teamkollege Nick ebenfalls. Florian musste wegen einer Autopanne in der ersten Runde aussetzen (siehe Bericht zur ersten Runde), ergatterte aber einen kampflosen halben Punkt. Insofern ist das Gunny-Trio mit starken 2,5/3 in den Wettbewerb gestartet.

Hier das erste von mutmaßlich einigen Gunny-Videos vom Tegernsee:

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Die 27. Auflage der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften läuft, einmal mehr unter der Obhut von Turnierdirektor Sebastian Siebrecht. Als nach Monaten der Planung und Vorbereitung am Samstag um 16 Uhr die Uhren liefen, fand Siebrecht die Zeit für ein Interview über seine Arbeit am Tegernsee und seine zahlreichen anderen Schachprojekte.

Sebastian Siebrecht während der Eröffnungszeremonie der 27. OIBM. | Foto: Sandra Schmidt

Sebastian, mehr als 550 Spielerinnen und Spieler. Super, oder? 

555 Stand jetzt, Rekord, super, das gab es noch nie. 27 Ausgaben hat es bedurft, um diese schöne Schnapszahl zu erreichen.  

Du hast wieder ein internationales Feld mit außergewöhnlichen Spielerinnen und Spielern zusammengestellt.  

Das ist jedes Jahr eine Herausforderung, nicht nur für mich, für das ganze Team, das dieses Turnier Jahr für Jahr auf die Beine stellt. Diesmal zum Beispiel kam uns der Europacup dazwischen, der kurzfristig dazu geführt hat, dass es bei uns Veränderungen gab. Jetzt bin ich unter anderem sehr froh, dass wir mit Dmitrij Kollars den amtierenden deutschen Meister hier haben. Von Dmitrij habe ich schon begeisterte Nachrichten bekommen, wie gut es ihm hier gefällt.  

Kacper Piorun ist sechsfacher und amtierender Weltmeister im Problemlösen. Er hält zwei Großmeistertitel, den regulären und den als Problemlöser. Wenn Piorun gerade keine Probleme löst, komponiert er welche – oder spielt Turniere wie das am Tegernsee, wo er als Mitfavorit an den Start geht. | Foto: Sandra Schmidt

Auch die besten deutschen Jugendlichen sind da. 

Ja, spannende einheimische Spieler einzuladen, ist stets ein Aspekt. Auch um sie zu fördern und ihnen Normchancen zu geben. Leonardo Costa und Marius Deuer sind bei weitem nicht die einzigen besonderen Talente im Feld, aber sicher diejenigen, die am ehesten für eine Großmeisternorm infrage kommen. Mit Arian Alloussi ist außerdem der beste deutsche U8-Spieler dabei und mit Aadith Ranganathan der amtierende deutsche Meister U8. 

Arian spielt trotz Verletzung. 

Er ist vom Fußballtor gefallen und hat sich beide Arme gebrochen. Trotzdem hat er an dem Tag noch zwei Partien Schach gespielt. Daran kann man sehen, wie sehr Arian das Spiel liebt. Abends wurden die Schmerzen dann so schlimm, dass ihn seine Mutter ins Krankenhaus gefahren hat. Er ist operiert worden und auf dem Weg der Besserung. So ein Missgeschick hält ihn nicht davon ab, hier mitzuspielen. 

Der Schachfan in mir hat kurz gezuckt, als ich in der Teilnehmerliste den Namen Titas Stremavacius las. 

(lacht) Bei der Einladung war nicht vereinbart, dass Titas bei der Schacholympiade Vincent Keymer besiegt und die Litauer Deutschland. Aus meiner Sicht ein spannender Spieler aus einem Land, von dessen Schach man sonst eher wenig hört. Ganz anders Venkartaram Karthik aus der Schachnation Indien, der bis Freitag noch ein anderes Turnier gespielt hat – genau wie Rinat Jumabayev aus Kasachstan, auch das ein interessanter Mann, der einen ganz eigenen Weg geht. Im Sommer hat er das Meister-Open in Biel gewonnen. Rinat wollte ich unbedingt im Feld haben. Ihn habe ich noch Freitagnacht vom Bahnhof abgeholt. 

Wer gewinnt den Frauenpreis? 

Oh, da gibt es einige Kandidatinnen. Nominell ist Kateryna Dolzhykova leicht favorisiert. Knapp dahinter lauern in der Setzliste WIM Yalizaveta Hrebenshchykova aus der Ukraine und WGM Nutakki Priyanka aus Indien. Auch WGM Lena Georgescu aus der Schweiz traue ich zu, oben mitzuspielen. 

Vor zwei Wochen hat Kateryna Dolzhykova die Deutsche Schnellschachmeisterschaft gewonnen. Auch in diesem Jahr sind sie und ihr Lebensgefährte Samuel Weber wieder bei der OIBM am Start. | Foto: Sandra Schmidt

Bei dir haben sich neben OIBM und Faszination Schach einige weitere Projekte ergeben. Wird es langsam schwierig, all die Hochzeiten zu koordinieren, auf denen du tanzt? 

Das habe ich noch ganz gut im Griff. Trotzdem, bei aller Begeisterung für die Sache freue ich mich auf ein wenig Pause am Jahresende. Nach der OIBM wird etwas Ruhe einkehren, aber mein Blick geht schon nach Singapur, wo vor der WM Magnus Carlsen und Fabiano Caruana ein Freestyle-Match spielen werden. Das neue Jahr wird dann die erste Saison der weltweiten Freestyle-Tour und -Weltmeisterschaft bringen. Die beginnt schon im Januar mit einer offenen Online-Qualifikation. Details dazu werden wir bald veröffentlichen. 

Auch abseits der Freestyle-Turniere für Supergroßmeister ist aus deiner Zusammenarbeit mit Jan Henric Buettner einiges erwachsen. 

Jans Ideenreichtum, Energie und Begeisterung sind ein großes Glück fürs Schach. International will er mit Freestyle den Sport in neue Höhen führen, national hilft er unseren Talenten mit der Weissenhaus-Akademie. Daraus wiederum ist die Zusammenarbeit mit dem Hamburger SK und dem FC St. Pauli entstanden. Als in St. Pauli die Magnus-Carlsen-Verpflichtung bekannt wurde, mussten sich sogar die Fußballer des Clubs hintenanstellen. Die Aufmerksamkeit von Sportdeutschland gehörte für ein paar Tage vor allem der Schachabteilung. 

Wie ist die Akademie entstanden? 

Als wir während des ersten Freestyle-Turniers in Weissenhaus ein Trainingscamp für die besten Jugendlichen veranstaltet haben, kam die Idee auf, die nächste Generation nachhaltig zu fördern. Einen Gründungsakt gab es gar nicht. Wir haben das besprochen, Jan fand es gut und wichtig, und dann haben wir es gemacht. An der Stelle ticken wir ähnlich. Wir peilen ein Ziel an, überlegen, was machbar ist, und dann geht es unmittelbar an die Umsetzung. Die Dinge entwickeln sich während des laufenden Prozesses. 

Mit Leonardo Costa, Marius Deuer und Arian Alloussi sind jetzt drei der Weissenhaus-Talente hier am Tegernsee. Das hängt bestimmt mit deiner Person zusammen. 

Vielleicht ein wenig. Die Jungs wissen und sehen, dass ich mich immer bemühe, ihnen die besten Möglichkeiten zu geben, sich zu entwickeln. Aber die OIBM ist unabhängig von meiner Person ein großartiges Turnier mit guten Normchancen und einem funktionierenden Umfeld. Ich nehme an, dass sie vor allem deswegen hier sind.  

Vor zwei Wochen beim „Weissenhaus Young Masters“ saßen Marius Deuer und Leonardo Costa einander an der Ostseeküste gegenüber. Jetzt peilen die beiden Ausnahmetalente bei der OIBM im Süden der Republik eine GM-Norm an. | Foto: Sandra Schmidt

Die ersten Partien der 27. Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften endeten, ohne dass auf den Brettern Figuren bewegt worden wären. Ein Schachfreund besiegte das Freilos, elf weitere remisierten, ohne zu spielen. Seit diesem Jahr ist am Tegernsee ein, wie es Reglementfachleute nennen, “half point bye” möglich: Wer verhindert ist bzw. sich einen schachfreien Urlaubstag am Tegernsee gönnen möchte, kann aussetzen und kampflos remisieren.  

WM-Schiedsrichter Gerhard Bertagnolli ist neu im OIBM-Schiedsrichterteam. | Foto: Sandra Schmidt

Diese neue Regelung kam insbesondere Florian Gutfleisch vom SK Großsachsen zugute. Sein Auto war während der Anfahrt mit einem Getriebeschaden liegengeblieben. Was in den vergangenen Jahren zu einer kampflosen Null geführt hätte, ließ sich anno 2024 mit einem Anruf regeln. Zum Auftakt nahm Gutfleisch den halben Punkt in Abwesenheit. Er ist mittlerweile per Leihwagen eingetroffen und wird zur zweiten Runde ins Turnier einsteigen. 

Andrang vor dem Aushang mit der Auslosung der ersten Runde. | Foto: Sandra Schmidt

Die erste im Turniersaal tatsächlich gespielte Partie endete ohne Ergebnis. Ein Großmeister unseres Sports, sein Name sei verschwiegen, hatte sich zu Rundenbeginn ans falsche Brett gesetzt und ebenso wie sein Kontrahent gegenüber einfach mal losgespielt. Schiedsrichterin und Schiedsrichtern war es auf den ersten Blick nicht aufgefallen. “Zu Beginn schauen wir erst einmal, dass an allen Brettern die Uhren laufen”, erklärt Schiedsrichter Hans Brugger. Aber nach wenigen Minuten offenbarte sich das Versehen. Schachfreund Großmeister begab sich ans richtige Brett und begann seine zweite Partie des Tages, diesmal eine, die zählte. 

48 Live-Bretter wollten vor dem Turnierauftakt verkabelt werden. Helmut Schumacher wird während des Wettbewerbs sicherstellen, dass die Partien vom Tegernsee in alle Welt übertragen werden. | Foto: Sandra Schmidt

554 Spielerinnen und Spieler, drei Dutzend mehr als im vergangenen Jahr, aus etwa 30 Nationen nehmen zur 27. Auflage des Traditionsopens den Kampf um Preise und Sonderpreise, um Elo- und DWZ-Punkte auf. Veranstaltungsleiter Peter Rie freut sich, dass der Trend eines kontinuierlich wachsenden Wettbewerbs anhält. Turnierdirektor Sebastian Siebrecht ist froh, einmal mehr eine internationale Mischung aus Spitzenkönnern und außergewöhnlichen Begabungen ins Gut Kaltenbrunn gelockt zu haben. Von vielen Eloriesen und/oder Exoten, die jetzt neun Tage lang den einstigen Gutshof bevölkern, wird an dieser Stelle noch ausführlich zu berichten sein. 

Turnierfavorit Dmitrij Kollars (rechts) musste schon zum Auftakt hart kämpfen. Voraussichtlich wird es in den kommenden acht Runden nicht leichter. | Foto: Sandra Schmidt

Wer Turnierfavorit ist, lässt sich der Teilnehmerliste entnehmen. Nationalspieler Dmitrij Kollars steht mit stolzen 2647 Elopunkten ein wenig über den Dingen. Aber dass eine OIBM gegen die Schar von ambitionierten Amateuren, Talenten und nicht zuletzt Profis auch für einen solchen Ausnahmekönner kein Spaziergang wird, zeigte schon die erste Runde. Die Auslosung nach Baku-Methode hatte Kollars zum Auftakt Kai Renner (Elo 2110) vom niedersächsischen Landesligisten Hamelner SV beschert, und der Großmeister musste fast 50 Züge kämpfen, bis der Punkt eingefahren war. 

Eltaj Safarli, diesmal ohne seine bessere Hälfte am Tegernsee am Start. | Foto: Sandra Schmidt

Die personifizierte Baku-Methode findet sich auf Rang zwei der Setzliste. Der aserische Großmeister Eltaj Safarli, Elorekord 2694, spielt mit Handicap. Ihm wird während der meisten Runden die bessere Hälfte fehlen. Während Safarli knapp 60 Züge brauchte, um die Erstrundenpartie gegen Klaus Jürgens zu gewinnen, weilte seine Lebensgefährtin Josefine Heinemann in Rosenheim. Als Aktivensprecherin hatte sich die Nationalspielerin zum Hauptausschuss des Deutschen Schachbunds begeben, wo die versammelten Bürokraten unseres Sports einen neuen Schatzmeister wählten (Alexander von Gleich, einstimmig) und sich ansonsten Fragen der Mitgliederverwaltungsordnung oder Satzungsreform widmeten.  

Manch anderer Teilnehmer hat das Zeug, Kollars in die Suppe zu spucken. Genannt sei der Litauer Titas Stremavicius, mit dem Kollars und seine Nationalmannschaftskollegen unangenehme Erinnerungen verbinden. Vor sechs Wochen in der dritten Runde der Schacholympiade legte GM Stremavicius am ersten Brett mit einem Sieg über Vincent Keymer den Grundstein für den überraschenden litauischen Erfolg über die klar favorisierte deutsche Mannschaft.

Stremavicius‘ Sieg über Keymer im Video.

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Vor einem Jahr hat sich Roven Vogel am Tegernsee die dritte Norm und damit den Großmeistertitel gesichert. Zwischenzeitlich hat er die 2550-Elo-Marke hinter sich gelassen, und zwei Punkte aus zwei Partien in der gerade angelaufenenen Bundesligasaison deuten an, dass er nun die 2600 in Angriff nimmt. Obwohl nominell “nur” die Nummer sechs des Feldes, fiel im Innenhof des Guts vor der ersten Runde in Debatten um potenzielle Favoriten der Name “Vogel” auffällig oft. 

Roven Vogel, 2023 am Tegernsee Großmeister geworden, ist 2024 wieder dabei.

Marius Deuer und Leonardo Costa arbeiten noch an den 2500. Unter den (Noch-)Nicht-Großmeistern im Feld sind die beiden herausragenden 16-Jährigen des deutschen Schachs nominell die Nummer eins und zwei. Beide IM haben gerade erst beim Weissenhaus Young Masters einmal mehr GM-Format nachgewiesen. Im Gut Kaltenbrunn geht es für sie in erster Linie um die GM-Norm. 

Der Coup der ersten Runde gelang einem 15-Jährigen. Dass Laurin Jahnz (Elo 2086) vom SK König Tegel Berlin einen 14-Jährigen besiegt, wäre nicht weiter erwähnenswert, aber in diesem Fall war der Unterlegene eines der größten Talente des österreichischen Schachs. FM Lukas Dotzer (Elo 2407), amtierender und mehrfacher österreichischer Jugendmeister, ist unlängst in Klagenfurt als ein herausragender Sportler Kärntens geehrt worden. Am Tegernsee zog er zum Auftakt den Kürzeren. 

Momente der ersten Runde: 

Giga Quparadze hat im Mai/Juni mit seinem geteilten ersten Platz beim Münchner Schachfestival gezeigt, dass er mit 2600- und sogar 2700-Konkurrenz auf Augenhöhe spielen kann. Zum Auftakt am Tegernsee 33…Lxh3+! mit Gewinnstellung zu finden, war eine vergleichsweise leichte Übung für den georgischen Großmeister.

Christian Schramm bestand diese beiden Endspieltests. Erst (links) per Txh6! dank des aktiven Königs trotz Minusbauern ins Bauernendspiel gehen, dann (rechts) per g4! das schwarze Duo auf der g- und h-Linie hemmen.

Keymerbesieger Stremavicius musste sich zum Auftakt in Gut Kaltenbrunn ordentlich strecken, bevor der Punkt eingetütet war. Hier hängt nicht nur der Turm a7, obendrein droht Txf6!. Der litauische Großmeister fand die beste Riposte …Tga8!.

Die zweite Runde beginnt am Sonntag, 27. Oktober, um 16, gefühlt um 17 Uhr. Achtung, Winterzeit!

Achtung, Winterzeit! | Foto: Sandra Schmidt

Paarungen der zweiten Runde – hier klicken.

Rahmenprogramm zur 27. OIBM

Während der 9 Turniertage ist neben den Partien im Turniersaal auch im Außenzelt (Innenhof) wieder etwas geboten. Nach dem Spiel steht den Teilnehmern ab Sonntag der Analysebereich im Außenzelt zur Verfügung (die Öffnungszeiten richten sich nach denen der Gastronomiezeiten im Zelt). Die kurzen Wege zwischen Zelt und Turniersaal ermöglichen es u.a. Turnierdirektor Sebastian Siebrecht, dem ein oder anderen Teilnehmer direkt über die Schulter zu schauen.

Der Mitte der Woche verleihen wir „Höchstgeschwindigkeit“: das Blitzschach ist für Mittwoch, 30.10. um 20:00 Uhr geplant. Das Startgeld beträgt 10,00 € pro Person und wird als Gewinn komplett ausgeschüttet (Anmeldung und Bezahlung: Mo, 28.10. von 16:00 – 21:00 Uhr bei der Partienrückgabe).

Besuchen Sie auch den Schachshop von Bernhard Jehle (chessware). Durch diesen können Sie nach der Partie ganz in Ruhe im Außenzelt schmökern und sich von Fachliteratur und weiteren Produkten begeistern lassen (voraussichtlich von Sonntag bis Sonntag geöffnet).

Wer nach einer aufregenden Partie einen entspannten „Absacker“ genießen und mit Schachkollegen in gemütlicher Runde zusammenkommen möchte, findet eine Übersicht der Gastronomiebetriebe im Tegernseer Tal hier: https://www.tegernsee.com/gastronomie. Die aktuellen Öffnungszeiten während des Turniers entnehmen Sie bitte der jeweiligen Website der Betriebe.

 

Supporting programme for the 27th OIBM

In addition to the games in the tournament hall, there will also be something going on in the outdoor tent (inner courtyard) during the 9 days of the tournament. After the game, the analysis area in the outdoor tent will be available to participants from Sunday (the opening times are based on the catering times in the tent). The short distances between the tent and the tournament hall will allow tournament director Sebastian Siebrecht, among others, to look directly over the shoulders of one or the other participant.

We are giving the middle of the week ‘top speed’: the blitz chess is planned for Wednesday, 30 October at 8 pm. The entry fee is 10.00 EUR per person and will be paid out in full as a prize (registration and payment: Mon, October 28th from 4 pm to 8 pm at the return of the forms).

You are also welcome to visit the chess shop of Bernhard Jehle (chessware). After the game, you can browse through the shop in the outdoor tent and be inspired by specialist literature and other products (planned to be open from Sunday to Sunday).

If you would like to enjoy a relaxed ‘nightcap’ after an exciting game and get together with chess colleagues in a cosy atmosphere, you can find an overview of the catering establishments in the Tegernsee valley here: https://www.tegernsee.com/gastronomie. The current opening hours during the tournament can be found on the respective websites of the establishments.