Quparadze im Blitzmodus: OIBM, 2. Runde

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Die am Tegernsee übliche Bedenkzeit „Fischer kurz“ war in der zweiten Runde für Großmeister Giga Quparadze viel zu lang. Mit 1 Stunde 30 Minuten auf der Uhr hatte der Georgier (wie alle anderen) die Partie begonnen. Als sie nach 32 Zügen beendet war, zeigte Quparadzes Chronometer mehr Zeit als zu Beginn: 1:33,47.

Bedenkzeit brauchte Giga Quparadze an diesem Sonntag nicht. | Foto: Sebastian Siebrecht

Ganz anders auf der anderen Seite des Brettes, wo Ingo Lindam 47 Sekunden geblieben waren, als er sich geschlagen gab. Im Gefecht zuvor hatte der OIBM-Stammgast aus Köln vergeblich nach Kompensation für einen Minusbauern gesucht, während Quparadze fast jeden Zug herausblitzte und schließlich das Endspiel gewann.

Die weiße Sache war schon fast hoffnungslos, trotzdem war 31…Txg5 ein schöner Abschluss von Kacper Piorun.

Im Vergleich mit den anderen Turnierfavoriten war dieser leichte Vortrag die Ausnahme. Die Herren Großmeister mussten gegen starke Amateure für ihre vollen Punkte hart arbeiten. Und so gab es an den oberen Brettern in der zweiten Runde mehrheitlich nach und nach herausgespielte technische Siege zu sehen.

Erst ein Lächeln für die Fotografin, dann zeigte Boris Latzke gegen Bartlomiej Heberla Zähne. | Foto: Sandra Schmidt

Mehrheitlich, wohlgemerkt, nicht ausschließlich. Nachdem schon in der ersten Runde Alexander Naumann einen halben Punkt gelassen hatte, ging es in der zweiten zwei Großmeisterkollegen genauso. Bartlomiej Heberla kam gegen Boris Latzke aus Bebenhausen nicht über ein Remis hinaus, Matthias Womacka nicht gegen Bahne Fuhrmann vom Hamburger SK.

Eine theoretische Najdorf-Stellung, die wahrscheinlich beiden Kontrahenten bekannt war. Wer sich nicht so gut auskennt wie Malinowski und Goh, der nimmt erstaunt zur Kenntnis, dass Weiß hier nur mit 12.Dg3! um Vorteil kämpfen kann.

Außenseitersiege gab es trotzdem, nur eben nicht gegen Großmeister. Im Talent-Duell an Brett 26 besiegte der 14-jährige Levi Malinowski aus Lübeck (Elo 2089) den 15-jährigen FM Zi Han Goh aus Singapur (Elo 2319). An Tisch 19 triumphierte Joachim Beisteiner aus Österreich (2129) über FM Matthias Becker (2338) und im Schweizer Duell an Tisch 40 Sarah Hund (2008) über FM Teimur Toktomushev (2246).

Und wenn Schwarz den Turm nimmt? Dann bekommt Weiß mindestens schöne Kompensation. Dolzhykova muss unter anderem vorhergesehen haben, dass 25…exf5 26.De5 Tg8 27.gxf5 Dxf2? an 28.Kb1!+- mit der tödlichen Drohung 29.f6 scheitert.

Eine der schönsten Partien an den Livebrettern hat Kateryna Dolzhykova gespielt – gegen Bernhard Nagel vom SK Lasker Köln, der über weite Strecken der Partie taktisch auf der Höhe war und dazu beitrug, dass es ein sehenswertes Duell wurde. Dolzhykova war in erster Linie von ihrem Zug 25.Tf5 entzückt, nach dem zwei ihrer Figuren hängen. Sie wird nach der Partie zufrieden zur Kenntnis genommen haben, dass Schachfreund Computer goutiert, was die Großmeisterin gespielt hat.

Gäbe es am Tegernsee Kreativpunkte, Koppany Geher hätte mit 22.Lb5!? einige gewonnen.

57 Spielerinnen und Spieler führen nach zwei Runden das Feld mit zwei Punkten an, darunter 12 Jugendliche U18 oder jünger, 6 Senioren Ü60, 5 Frauen und nicht zuletzt 9 Großmeister inklusive aller Topfavoriten. Bis die Vertreter der 2500+-Riege aufeinandertreffen, wird es noch ein wenig dauern.

Lena Georgescu, 2/2, trifft in der dritten Runde auf die ebenfalls bei 100 Prozent stehende Kateryna Dolzhykova. | Foto: Sandra Schmidt

Gleichwohl hält die dritte Runde schöne Spitzenpaarungen bereit, zum Beispiel die am ersten Brett, wo sich Turnierfavorit Dmitrij Kollars mit den schwarzen Steinen der indischen Großmeisterin Nutakki Priyanka wird erwehren müssen. Jakob Weihrauch, Teil des Tegernsee-Septetts vom Hamburger SK, bekommt gegen Rinat Jumabayev die Chance auf einen Großmeisterskalp. Lena Georgescu und Kateryna Dolzhykova werden in der einzigen rein weiblichen Partie der 100-Prozentigen aufeinandertreffen. Dolzhykovas Lebensgefährte FM Samuel Weber, ebenfalls bei 2/2, wird nicht viel Zeit haben zuzuschauen. Er wird am sechsten Brett mit Schwarz gegen den Geheimfavoriten Roven Vogel alle Hände voll zu tun haben.

Corentin Rosin vom SC Noris-Tarrasch Nürnberg. | Foto: Sandra Schmidt

Alle Paarungen der dritten Runde