Schach am Tegernsee – eine Herzensangelegenheit: Veranstaltungsleiter Peter Rie im Interview

Während die 27. Auflage der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften noch läuft, hat Veranstaltungsleiter Peter Rie schon die 28. Auflage im Auge. Vom 1. bis 9. November 2025 lädt die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) einmal mehr zum Traditionsturnier an den Tegernsee. Es dürften sogar noch etwas mehr Spielerinnen und Spieler teilnehmen als in diesem Jahr, aber nicht viel mehr. 580 ist, Stand jetzt, die Obergrenze. “Qualität geht vor Quantität”, erklärt Rie im Interview.

„Für mich ist Tegernsee und Schach eine gelungene Symbiose. Jeder Schachspieler kommt immer wieder gerne an den Tegernsee“, sagt Ingrid Lauterbach, die Präsidentin des Deutschen Schachbundes. Zur Siegerehrung des 12. Senioren-Cups am April kam sie an den Tegernsee, um TTT-Chef Christian Kausch und TTT-Veranstaltungsleiter Peter Rie für das langjährige Schach-Engagement zu danken. Beiden verlieh sie den Ehrenteller des Deutschen Schachbundes. | Foto via Tegernseer Tal Tourismus

Peter, die Offenen Internationalen Bayerische Meisterschaften am Tegernsee sind längst ein Traditionsturnier. Gerade hat die 27. Auflage begonnen. Lass uns kurz auf die Anfänge zurückblicken. Wie begann die Tradition?

Mit Horst Leckner vom TV Tegernsee. Vor 27 Jahren kam er auf uns zu und fragte, ob wir ein Schachturnier unterstützen oder begleiten würden. Wir haben natürlich sofort gesagt, das machen wir…

…„natürlich“? Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH ist keine Schachagentur.

Aktivität, Sport und z. b. Schach passt zu uns, auch zur Ausrichtung der Region. Grundsätzlich steht der Tegernsee für Natur, Berge, See, Schönheit. Motorsport zum Beispiel würde dazu nicht passen. Schach hingegen wunderbar. Horst Leckner, Artur Jussupow und einige andere haben damals die Organisation in die Hände genommen. Nach und nach waren wir immer stärker involviert, und das Turnier wurde immer größer.

Auch um das Schulschach im Landkreis Miesbach hat Horst Leckner erhebliche Verdienste. Hier ehrt ihn Walter Rädler, seinerzeit Vizepräsident des Deutschen Schachbunds, für sein Lebenswerk. | Foto via DSB

Zum 20-jährigen Jubiläum hat Horst Leckner aufgehört.

Er sagte, er wolle nun den Stab übergeben. Großmeister Sebastian Siebrecht wurde Turnierdirektor, und wir wurden der Veranstalter, der das wirtschaftliche Risiko trägt. Die Zusammenarbeit mit Sebastian und das daraus entstehende Team war aus meiner Sicht eine wundersame Fügung. Wir verstehen uns super, haben die Aufgabenbereiche sauber getrennt, stimmen uns zu allen Themen ab. Alles funktioniert wunderbar, was sich auch an der Entwicklung der Teilnehmerzahl ablesen lässt. 555 Spielerinnen und Spieler sind ein Ergebnis der Qualität, die wir seit Jahren abliefern.

Lässt sich die noch steigern?

Nach unserer Statistik ist sie von Jahr zu Jahr gestiegen. Die Qualität steht vor Quantität und das soll so bleiben. Als Obergrenze werden wir die festgelegten 580 vorerst nicht überschreiten wollen. Wir versuchen unablässig, an diversen Stellschrauben zu drehen, um besser zu werden, sei es im Digitalen, in der Darstellung, bei den Ausschreibungen oder beim Anmeldeprozess.

Der tägliche Rundenbeginn um 16 Uhr ist ungewöhnlich spät.

Darüber haben wir oft diskutiert. Ein großer Teil unserer Gäste verbringt hier den Urlaub. Sie wollen wandern, in die Berge gehen, die Natur genießen, bevor sie sich ans Brett setzen. Von daher halten wir 16 Uhr für die richtige Zeit.

Würden die Runden früher als um 16 Uhr beginnen, könnte Thomas Troidl vorher nicht ausgiebig wandern und so viele wunderbare Impressionen einfangen. | via Facebook

Welche Rolle spielt das Schachturnier am Tegernsee in der Arbeit der Tegernseer Tal Tourismus?

Unsere Hauptarbeit ist und bleibt die Vermarktung des Tegernsees mit seinen fünf Teilgemeinden und die vielen Aufgaben vor Ort, die mit Tourismus zusammenhängen. Aber Schach hat mittlerweile einen besonderen Stellenwert. Auch in unseren Herzen. Während des Jahres sind ca. zehn unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der OIBM beschäftigt. Sie machen einen Superjob – und das sehr gerne. Alle brennen dafür und freuen sich kollektiv auf jede neue Auflage. Ich versuche, diese Begeisterung zu steuern und zu verbreiten. Diese Woche haben wir zum Beispiel eine Mitarbeiterschulung, da machen wir eine Stunde Schach mit Sebastian. Dort kommen auch Kolleginnen und Kollegen, die mit den Turnieren wenig zu tun haben, damit in Berührung und erfahren, was dahintersteckt. Auf diese Weise entsteht Wertschätzung für unsere gemeinsame Sache.

Neben der OIBM veranstaltet Ihr auch den Senioren-Cup am Tegernsee. Offenbar funktioniert Schach als Wirtschaftsfaktor für die Region – zumindest in der Nebensaison.

Auf jeden Fall. Die Schachturniere bringen eine Wertschöpfung für die Region mit sich. Sie sind längst ein fester Teil unserer Strategie, am Tegernsee Veranstaltungsformate zu platzieren. Im Hochsommer zum Beispiel hätten wir für Schach keine Kapazität, aber der Herbst in Verbindung mit den bayerischen Herbstferien hat sich von Anfang an als passend erwiesen. Auch das Seniorenturnier wächst. Am neuen Standort in Rottach-Egern sind wir hinsichtlich der Kapazität schon wieder an der Obergrenze angekommen.

Wie geht es mit der OIBM weiter?

Im Detail werden wir das sehen. Die Akzeptanz im Ort, unter unseren Gesellschaftern und nicht zuletzt in der Schachszene ist groß. Bei Bürgermeistern und Gastgebern genießt der Wettbewerb einen hohen Stellenwert, insofern bin ich um die Zukunft der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften nicht besorgt.