Shreyas Royal bleibt vorne (Bericht zur 6. Runde)

Shreyas Royal hat nicht gewonnen. Nach fünf Siegen am Stück begnügte sich der 13-Jährige in der sechsten Runde mit einer schnellen Punkteteilung gegen 2600-Großmeister Eltaj Safarli. Er habe die mögliche Zugwiederholung gesehen, aber nicht geglaubt, dass sich der 200 Elo bessere Aseri darauf einlässt, erklärte Shreyas Royal nach der Partie. Safarli argumentierte, dass er schlechter steht, wenn er nicht die Züge wiederholt.

Und wenig später reichten sie einander noch einmal die Hände – zum Friedensschluss. | Foto: Sandra Schmidt

Dieser erstmalige Punktverlust ändert wenig an der Tabellenspitze: Shreyas Royal führt weiterhin alleine einen halben Punkt vor den Verfolgern. Für Beobachter hat die Punkteteilung den angenehmen Effekt, dass sich nun die Performance des jugendlichen Tabellenführers bestimmen lässt. Bislang spielt Shreyas Royal am Tegernsee eine 2780 – Weltklasse.

Abgesehen vom alleinigen Tabellenführer mit 5,5 Punkten präsentiert sich das Feld dicht gedrängt. 13 Spieler sind ihm mit 5 Punkten auf den Fersen, darunter einer, der dem Erstrundeneindruck nach so weit oben nicht zu erwarten war. Ilja Schneider hat nach seiner Auftaktniederlage shreyasroyalhafte 5/5 hingelegt. Morgen muss er zeigen, wie weit ihn sein Schweizer Gambit trägt: Schwarz gegen Eltaj Safarli.

Hinter den 13 mit fünf Punkten sind 25 Spieler und Spielerinnen mit 4,5 versammelt, darunter die bislang beste Frau im Feld, Josefine Heinemann, die auch bei 5 Punkten stehen könnte. Ihre druckvoll geführte Sechstrundenpartie gegen Jiri Stocek war für einen Sieg gut, aber am Ende entschlüpfte der Tscheche in ein Remis. Auf IM-Norm-Kurs ist sie trotzdem.

Südafrikanische Nationalspielerin: Charlize van Zyl. | Foto: Sandra Schmidt

Gleichauf mit Heinemann, aber mit schlechterer Wertung, eine der Überraschungen des Turniers: Charlize van Zyl. Die Südafrikanerin hat sich mit einem Sieg über FM Ingo Cordts ebenfalls auf 4,5 Punkte gespielt. Sie ist nun eine der ersten Anwärterinnen auf den im FIDE-Jahr der Frauen aufgestockten Frauenpreis am Tegernsee.

Bemerkenswert unter den „4,5ern“: Julian Wagner, 18-Jähriger aus Kempten, der mit seinem Elo von 1996 eine Performance jenseits der 2450 spielt. Besonders freut es den Turnierdirektor: „Julian hat bei mir 2017 bei ‚Faszination Schach‘ im Forum Allgäu Kempten Feuer für Schach gefangen“, berichtet Sebastian Siebrecht.

Ebenfalls stark: Timur Dushatov, 10 Jahre jung, der noch vor zwei Tagen mit den Tränen kämpfte. Intensiv hatte er sich vorbereitet, und dann erschien sein Gegner nicht zur Partie. Den kampflosen Punkt wollte Timur nicht, er wollte spielen. „Notfalls nachspielen“, insistierte er, musste aber am Ende doch mit dem unliebsamen geschenkten Punkt leben.

Erst zwei Drittel des Turniers sind gespielt, trotzdem stand jetzt schon eine erste Serie von Preisverleihungen und Siegerehrungen an:

IM Ilja Schneider (Mitte) gewann das Blitzturnier. Zweiter wurde IM Julijan Plenca (links), Dritter FM Giso Jahncke. | Foto: Sandra Schmidt.

Ein Sonderpreis für Hans-Ludwig Ellmaier (92), den ältesten, und Azat Hildebrand (9), den jüngsten Teilnehmer. | Foto: Sandra Schmidt

Schönheitspreis für Nadeesh Ingo Lindam, der schon zwei kommentierte Partien für die Turnierhomepage eingesandt hat. | Foto: Sandra Schmidt

Aus deutscher Sicht stehen morgen in der siebten Runde zwei Begegnungen im Fokus. Wir biegen auf die Zielgerade ein, und da wird es ernst in Sachen Norm. Während ganz oben Shreyas Royal nach gerade erlangtem IM-Titel nun seine erste GM-Norm anpeilt, haben etwas tiefer Josefine Heinemann und Leonardo Costa Anlass, auf eine IM-Norm zu spekulieren. Beiden stehen schwierige Aufgaben bevor:

Alle Paarungen der siebten Runde

Impressionen vom Blitzturnier (alle Fotos: Sandra Schmidt):