Unfreiwillige Versammlung im Eck

Während der Partie vom Gegner angesprochen zu werden, mag Nadeesh Ingo Lindam ebenso wenig wie wahrscheinlich alle anderen Turnierspieler. “Diesmal war es aber doch ganz nett”, stellt der Tegernsee-Stammgast fest. Lindam kam ans Brett, als sein Gegner Dimitrios Vogiatzis gerade 32.Se2-g1 gezogen hatte. “Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals zwei Springer auf h1 und g1 stehen habe”, sagte Vogiatzis. Davon müsse er unbedingt ein Foto machen.
Der Springer h1 war schon im 13. Zug in die Ecke geraten. Und dort stand er und stand und stand. Immerhin war dem versprengten Gaul der letzte Zug der Partie vorbehalten. Im 44. Zug bewegte Vogiatzis den Springer nach f2 – und gab auf.
Kurz zuvor, im 39. Zug, hatte Vogiatzis einen Läufer nach f1 zurückgefahren. Das nahm Lindam zu Anlass, nun seinerseits den Gegner anzusprechen: Ob er ein weiteres Gruppenbild aufstellen wolle. Wollte er natürlich nicht, sondern h3 überdecken. Am Ende hatte Turnierdirektor Sebastian Siebrecht eine Anekdote zur Leichtfigurenversammlung im Eck beizutragen: Im benachbarten Ausland gebe es sogar einen Schachverein, der sich nach einen hässlichen Springer im Eck benannt hat, nachdem der Springer eines Großmeisters dort gestrandet war.
Ob Ecke oder nicht, über all dem wollen wir nicht übersehen, dass zwischen Lindam und Vogiatzis sehr ansehnliches Schach gespielt worden ist. Nadeesh Ingo Lindam hat die Partie kommentiert: