Außenseiter und ein Favorit
Vier Runden gespielt, fünf Spieler noch bei 100 Prozent. Das bisherige Favoritenstraucheln bei der OIBM 2023 lässt sich daran ablesen, wer vorne steht: Jiri Stocek, ein etablierter Großmeister gewiss, aber eben „nur“ die nominelle Nummer sieben des Feldes. Und wenn es jetzt so bleibt, dass am ersten Brett der Topgesetzte der 100-Prozentigen Federn lässt, dann könnte am Mittwochabend ein Außenseiter mit 100 Prozent das Feld anführen. Favoriten mit 100 Prozent gibt es ja außer Stocek nicht mehr.
Niklas Schmider wäre ein Kandidat für eine Überraschung. Schon in der ersten Runde hat der Youngster der OSG Baden-Baden die (potenzielle) Kombi des Turniers aufs Brett gestellt. Jetzt in der vierten hat er den zweiten GM-Skalp in Folge eingeheimst. Nach Kenny Solomon besiegte Schmider in der vierten Runde Christian Bauer – obwohl es danach lange nicht ausgesehen hatte:
Einen Tisch weiter sahen die Zuschauenden eine einseitige Angelegenheit zwischen Stocek und dem österreichischen IM Mario Schachinger. Nach Stoceks kräftigem 17.d5! war die Sache quasi gelaufen.
Am dritten Brett bestätigte OIBM-Stammgast Dieter Morawietz, was gerade erst Kateryna Dolzhykova im Gespräch mit der Turnierseite erklärt hat: Wer ambitioniert Schach spielen will, muss körperlich fit sein. Morawietz ist so fit, dass er morgens auf dem Fahrrad jeglichem Wetter sowie allen Steigungen trotzt und nachmittags immer noch die Energie hat, einen Großmeister zu besiegen.
Roven Vogel könnte einer aus der Reihe der Nicht-GM sein, der das Straucheln der Favoriten für sich nutzt. Der Dresdner IM ist mit Rückenwind am Tegernsee angekommen. Unlängst hat er beim Dresdner GM-Turnier in Gedenken an Wolfgang Uhlmann eine Großmeisternorm eingeheimst. Warum nicht gleich die zweite anpeilen? Am Dienstag gewann Vogel gegen Hussain Besou, der gerade erst erklärt hat, ebenfalls GM werden zu wollen – mittelfristig.
Und die bisherige Turniersensation Liya Kurmangaliyeva? Die Kasachin spielte mit den Schwarzen Steinen gegen den indischen GM Gopal eine Partie auf Augenhöhe – bis dieses Missgeschick passierte: