Die Meute überholt den Hasen (Bericht zur 7. Runde)

Eines der bekanntesten Schachfotos überhaupt, aufgenommen auf der Isle of Man, zeigt den vierfachen ukrainischen Meister Anton Korobov, der am Freitag am Tegernsee den Ausreißer Shreyas Royal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat. | Foto: Maria Emelianova/chess.com

Nun hat es Shreyas Royal erwischt. Es bedurfte der schwerstmöglichen Aufgabe, die es bei den 25. OIBM gibt, Schwarz gegen Anton Korobov, die nominelle Nummer eins des Turniers. Gegen den ukrainischen Nationalspieler (Elo-Bestwert 2723) zog der 13-Jährige aus Greenwich ausgangs einer italienischen Eröffnung schon im frühen Mittelspiel den Kürzeren und vermochte die Partie nicht mehr zu retten.

In der Tabelle hat jetzt nominell erstmals alles seine Ordnung. Die Meute hat den Ausreißer eingefangen, fünf Großmeister liegen mit 6/7 vorne. Nur ein Punkt trennt Etaj Safarli auf Platz 1 und Cem Galioglu auf Platz 55. Die 15-köpfige Gruppe der Spieler mit 5,5 Punkten führt dank seiner Wertung der Ex-Ausreißer Shreyas Royal an, der weiter auf GM-Norm-Kurs segelt, aber jetzt sein Polster eingebüßt hat.

Schon im Interview nach seinem Sechstrundenremis hatte Shreyas Royal angedeutet, dass er zwar mit dem Turniersieg liebäugelt, aber diesen kaum einplanen kann. Eine GM-Norm allerdings, seine erste, die würde er schon gerne erzielen. Mit einer Performance von derzeit 2649 sind seine Aussichten in dieser Hinsicht weiterhin intakt.

Gäbe es am Tegernsee einen Preis für Präzision, Etaj Safarli hätte ihn nach der siebten Runde für seine uhrwerkhafte Performance gegen den sich wacker wehrenden Ilja Schneider gewonnen. Safarli führt jetzt dank bester Wertung das Turnier an. | Foto: Sandra Schmidt

Punktgleich hinter Shreyas Royal: Mitfavoriten, mit denen noch zu rechnen ist, der ehemalige Europameister Anton Demchenko etwa, der deutsche Nationalspieler Liviu Dieter Nisipeanu oder die italienische Nummer eins Daniele Vocaturo, allesamt bei 5,5 Zählern – und unter Druck. Wer von den Spielern mit 5,5 noch das Turnier gewinnen will, wird in der achten Runde seine Partie gewinnen müssen. Insofern: Morgen wird eine Runde der Vorentscheidungen ausgetragen.

Daniele Vocaturo musste im Lauf des Turniers manch bangen Moment überstehen, den etwa, als Julius Ohler hier auf g3 einen Turm opferte, aber nun liegt die Nummer eins Italiens zwei Runden vor Schluss mit einem halben Punkt Rückstand auf das Führungsquintett gut im Rennen.

Zwei Preisverleihungen gab es schon vor der siebten Runde. Für seinen Sieg mit dem Morra-Gambit, den Thomas Lochte für diese Seite kommentiert hat, bekam er den täglichen Schönheitspreis, überreicht von Turnierdirektor Sebastian Siebrecht.

Thomas Lochte, Ritter des Morra-Gambits. | Foto: Sandra Schmidt

Zum täglichen Preis kam eine nicht alltägliche Ehrung. Vier Spieler haben, kein Scherz, an allen 25 Auflagen der Offenen Internationalen Bayerischen Schachmeisterschaft teilgenommen: Jens Weichelt, Ulrich Bäuml, Rudolf Schön, Michael Walda. Veranstaltungsleiter Peter Rie und Sebastian Siebrecht ehrten die vier Schachfreunde für ihre langjährige Treue zum Traditionsturnier am Tegernsee.

Peter Rie (links) und Sebastian Siebrecht (rechts) ehren (von links) Jens Weichelt, Ulrich Bäuml, Rudolf Schön, Michael Walda für 25 Teilnahmen am Tegernsee. | Foto: Sandra Schmidt

Die Spitzenpaarungen der achten Runde:

Alle Paarungen der achten Runde