Regel-Ecke: Die “Quick-Play-Finish-Rules”

“Kann man das nicht auf remis reklamieren?”, fragte der Schachfreund während der Schlussphase seiner Partie Schiedsrichter Hans Brugger. Die Uhren waren beiderseits heruntergelaufen, besagter Schachfreund sah keine Chance für seinen unterschütterlich spielenden Gegner zu gewinnen, und er meinte sich an eine Regel zu erinnern, nach der in den letzten zwei Minuten eine Remis-Reklamation möglich ist, wenn der Gegner keine Gewinnversuche unternimmt.

Leider konnte Schiedsrichter Hans Brugger dem reklamierenden Schachfreund kein Tor zum halben Punkt öffnen. | Foto: Sandra Schmidt

Tatsächlich gibt es diese Regel im FIDE-Handbuch, sie ist Teil der “Guidelines III/Quick-Play-Finish-Rules”. Nur gibt es, zumindest für unseren reklamierenden Schachfreund, auch einen Haken. Wenn nach Fischer-Modus gespielt wird, also mit einem Inkrement, dann gelten sie nicht. Die “Guidelines III” betreffen ausschließlich Standard- und Schnellschach-Partien ohne Inkrement. Bei Partien mit Zeitzuschlag und generell beim Blitz sind sie nicht anzuwenden. “Quick-Play-Finish” bezieht sich auf eine Partiephase, in der alle verbleibenden Züge innerhalb einer fixen Zeitspanne ausgeführt werden müssen.

Und so musste Hans Brugger dem Schachfreund mitteilen, dass er sich zwar auf eine existente Regel bezieht, dass diese aber der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaft nicht gilt. Die Partie wurde fortgesetzt – mit einem bitteren Ende für unseren Schachfreund, der sich per Regelwerk den halben Punkt sichern wollte. Die Gewinnversuche seines Gegenübers fruchteten letztlich doch, und nach dem misslungenen Protest setzte es schließlich noch einen Partieverlust.