Regelecke: als die Mehrfigur weg war

Da gewinnst du im Lauf einer Serie von Schlagzügen eine Figur und verlässt zufrieden das Brett. Wenig später kommst du zurück, zählst durch – und stellst fest: Die Mehrfigur ist weg. Was mag geschehen sein? Ein Fall für den Schiedsrichter.

OIBM-Schiedsrichter Gregor Johann. | Foto: Sandra Schmidt

Gregor Johann ist jetzt im Turniersaal mit eben dieser Problemstellung konfrontiert worden. Seine Schilderung des Ablaufs und der Lösung:

“Ein Spieler kommt zu mir und sagt, er glaube, vor einigen Zügen eine Figur gewonnen zu haben, aber als er jetzt wieder ans Brett kam, war dem nicht mehr so.

Sein Gegner erklärte mir, dass der Reklamierende wohl den größeren Abtausch nicht richtig mitbekommen habe und erklärte schlüssig, wie die Materialverhältnisse zustande gekommen waren.

Da der Reklamierende nicht mehr viel Zeit hatte, wollte ich die Partie nicht unterbrechen und überprüfen und ihm so einige Zeit zum Überlegen während der Prüfung geben. Zudem schien mir die Erklärung des Gegners über den Abtausch auch nachvollziehbar. Ich fotografierte Partieformulare und Stellung, ließ die Partie weiterlaufen und prüfte
an meinem Rechner die Partie anhand der Notation. Die notierten Züge ergaben die fotografierte Stellung und somit war wohl alles mit rechten Dingen zugegangen.

Das teilte ich noch beiden Spielern mit und sie gaben sich damit zufrieden.

An der Stelle hätte man auch die Partie unterbrechen und prüfen können und dann entsprechend Zeit gutschreiben bzw. abziehen können. Da ich aber aufgrund der Schilderungen den Eindruck hatte, dass alles in Ordnung war, habe ich so entschieden.”