Golubka vor der letzten Runde alleine vorne

Petro Golubka hat die Tabellenführung verteidigt. Am Ende einer umkämpften, fast durchgehend messerscharfen Partie in der Vorschlussrunde teilten der ukrainische Großmeister und IM Ilja Schneider die Punkte.

Intensives Duell: Petro Golubka (rechts) gegen Ilja Schneider. | Foto: Sandra Schmidt

Mit nun 7 Zählern liegt Golubka vor 9 Verfolgern, die ihm mit 6,5 Punkten auf den Fersen sind, darunter Schneider, darunter auch der nominelle Turnierfavorit Maxime Lagarde, der sich mit seinem Achtrundensieg wieder nach oben gekämpft hat. Nach zwischenzeitlichem Abtauchen wird Lagarde das Turnier an dem Brett abschließen, an dem er es begonnen hat, dem ersten. Mit Schwarz trifft er auf Golubka.

Wird er Königsmacher? Krönt er sich am Ende selbst? Nach durchwachsenem Start ist Maxime Lagarde wieder am ersten Brett angekommen. | Foto: Sandra Schmidt

Lagarde ist nicht der einzige Arrivierte, der ganz zum Schluss wieder ganz oben mitmischt. Auch die zurückhaltend gestarteten Großmeister Nikita Petrov und Lucas van Foreest haben zu einem Endspurt angesetzt. Beide finden sich in der Gruppe derjenigen, die mit 6,5 Punkten Lauerstellung bezogen haben.

Die Einladung zu 15.Lc7 war eine vergiftete. Es folgte 15…Sxc7 16.a5 Dxb5! (nicht 16…Dc6? 17.Se5), und in der Folge sollte Schwarz überzeugend nachweisen, dass drei Figuen besser sind als eine, auch wenn es die mächtigste ist.

Um mehr als den Turniersieg ging es am dritten Brett zwischen den Verfolgern Roven Vogel und Niklas Schmider. Beide kämpfen um eine GM-Norm – und wie! Auch hier ein scharfes, hochklassiges, beiderseits mit heruntergeklapptem Visier geführtes Duell:

Roven Vogel (links) gegen Niklas Schmider. | Foto: Sandra Schmidt

Beide haben sich damit die Normchance erhalten. Vogel (Schwarz gegen GM Nikita Petrov) sowie Schmider (Weiß gegen GM Dimitrios Mastrovasilis) wird in der neunten Runde ein halber Punkt für die Norm reichen. Wollen sie das Turnier gewinnen, muss allerdings ein voller Zähler her. 7,5 Punkte werden erforderlich sein, um den ersten Platz zu belegen bzw. ihn zu teilen.

Gegen Tegernsee-Stammgast Dimitrios Mastrovasilis darf Niklas Schmider nicht verlieren, will er sich eine GM-Norm sichern. | Foto: Sandra Schmidt

Sollte es Vogel schaffen, wäre es gar seine vierte GM-Norm nach Bundesliga 2016/17, 2022/23 und Dresdner GM-Turnier 2023 . Trotzdem wäre sie entscheidend, weil Vogels ersten drei Normen einer FIDE-Vorgabe nicht gerecht werden: Eine der drei notwendigen Normen für den Großmeistertitel muss bei einem Schweizer-System-Turnier erzielt worden sein. Wegen dieses Passus konnte Vogel bislang den Titel nicht beantragen.

Zwei IM-Normen sind bei der OIBM 2023 schon verbucht. Zu Niklas Schmider, der die IM-Norm schon zwei Runden vor Schluss sicher hat, gesellt sich Liya Kurmangaliyeva, die in der zweiten Runde mit ihrem Sieg über Lagarde hatte aufhorchen lassen und danach stark weiterspielte. 6 Punkte und eine Performance von knapp 2500 stehen bislang zu Buche. Jolanta Zawadzka, 5,5 Punkte, ist noch im Rennen um die Norm.

Dieter Morawietz führt in der Ü60 mit einem halben Punkt vor drei Verfolgern. | Foto: Sandra Schmidt

Nicht nur an der Tabellenspitze tobt ein offener Kampf, auch in den Rating- und Sondergruppen. Nur in der Ü60-Gruppe führt ein Spieler alleine, Dieter Morawietz mit 6 Punkten, und in der Gruppe Elo 1600-1899, Christian Strahl mit 5,5 Punkten. In der U14 haben sich Tykhon Cherniaiev und Hussain Besou mit jeweils 6 Punkten um einen Zähler von der Konkurrenz abgesetzt.

Momente der achten Runde:

EIn Königszug der gewinnt. Versucht Schwarz per 31…d5 wenigstens die offene Schneise a2-g8 zu schließen, begnügt sich Weiß mit der h-Linie. Erst den einen Turm rüber, dann den anderen, dann Schach auf der 8. Reihe, und Weiß gewinnt entscheidend Material.

Im Bemühen, die Sache zu vereinfachen, ist Schwarz ein Fehler unterlaufen: 24.Lxe7 – und aufgegeben. Egal wie Schwarz zurückschlägt, es folgt Sxd5!

Das überraschende 31…Txg3 wäre kein Rettungsanker gewesen, hätte Weiß 32.Dh4 gefunden. Das 32.fxg3? rettet sich Schwarz tatsächlich ins ewige Schach.