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Wir schrieben das Jahr 2019, und bei der OIBM am Tegernsee spielte Großmeister Volodymyr Vetoshko aus der Ukraine einen Hingucker nach dem anderen. Der obige gelang ihm gegen seinen Großmeisterkollegen Anton Demchenko, der zwei Jahre später Europameister werden sollte.

Volodymyr Vetoshko. | Foto: Sandra Schmidt

Jetzt ist Vetoshko wieder da, und er macht da weiter, wo er 2019 aufgehört hat:

In der stärksten Vereinsmannschaft der Welt Einsätze zu bekommen, das gelingt nicht jedem. FM Niklas Schmider ist es gelungen. Am 3. Februar 2023 war Schmider ebenso wie Richard Rapport oder Maxime Vachier-Lagrave Teil der Bundesligamannschaft der OSG Baden-Baden, die beim 6:2 über den TSV Schönaich einen weiteren Schritt Richtung Meistertitel machte. Knapp drei Monate später waren Rapport, MVL und Schmider (und einige andere Mitspieler) tatsächlich Deutscher Mannschaftsmeister 2023.

Kombikönig Niklas Schmider. | Foto: Sandra Schmidt

In der Einzelsportart Schach hinterlässt Schmider jetzt am Tegernsee Spuren. Was der 21-Jährige in der ersten Runde aufs Brett zauberte, das mag schon die Kombination des Turniers gewesen sein. Allemal wird sie nicht leicht zu toppen zu sein. Aber wer nun glaubt, dass wir hier einfach wiederkäuen, der liegt falsch. Bitte selbst versuchen, schwierig aber sehr schön: Wie gewann Niklas Schmider?

Schwarz zieht und gewinnt. (Zum Lösen aufs Brett klicken)

Schemen herunterspielen zu können, mag hilfreich sein. Es gibt Sicherheit und spart Bedenkzeit. Aber wer Schemen abspult, läuft auch Gefahr, sich einen gefährlichen Begleiter an Bord zu holen: den Autopiloten. Der verführt leicht zu Zügen, die zwar ins Schema passen, aber nicht zu den Erfordernissen der Stellung.

Lutz Schäfer. | Foto: Sandra Schmidt

Lutz Schäfer vom SV Vimbuch schickt uns eine Glanzpartie, die möglich wurde, weil auf der anderen Seite des Brettes der Autopilot ein wenig zu lange eingeschaltet war. Und natürlich, weil Schäfer sich traute, ein Figurenopfer auf lange Sicht anzubringen, obwohl noch nicht klar zu sehen war, wohin das führt. Stark!

0-1, 1-0, 0-1, 1-0. So liest sich nach der ersten Runde in aller Regel die Liste der Ergebnisse eines Schweizer-System-Turniers – Favoritensiege. Für die erste Unterbrechung dieser Reihe zeichnet Svenja Butenandt verantwortlich, der es an Brett 13 gelang, dem fast 400 Elo stärkeren Ilja Schneider einen halben Punkt abzuknöpfen. Das erste Ergebnis aus der Abteilung “David besiegt Goliath” finden wir an Brett 37: Dietmar Fauth (Elo 2048) besiegt IM Christian Köpke (2317). Zur Belohnung darf sich Fauth in der zweiten Runde mit Nationalspielerin Jana Schneider auseinandersetzen.

Svenja Butenandt erkämpfte sich einen halben Punkt gegen Ilja Schneider. | Foto: Sandra Schmidt

Schauen wir noch ein wenig tiefer, nämlich an das 199. von mehr als 250 Brettern. Dort spielte Marco Kunzmann, wie er mitteilt, “die Partie meines Lebens” gegen einen 300 Elo stärkeren Gegner. Hier ist sie:

 

Am Anfang sah es dem Bedenkzeitverbrauch nach aus, als handele es sich um einen Wettbewerb im Schnellziehen. Aber warum auch hätten Petro Golubka und Niccolo Casadio großartig nachdenken sollen? Sie kannten sich ja aus im Gestrüpp der forcierten französischen Varianten. Selbst für sein Figurenopfer 14.Sb5 benötigte Golubka keine Minute. Auf der anderen Seite des Brettes fing nun das Grübeln an. Es galt, einen gewaltigen Angriff abzuwehren.

Glückwunsch: Was Großmeister Petro Golubka zum Auftakt ablieferte, war hochtheoretisch und äußerst sehenswert. | Foto: Sandra Schmidt