Aktuelle Infos und Beiträge zur OIBM
Nach drei Runden führte Arthur Humbert (19) mit drei Punkten nach Wertung das Feld vor sämtlichen Topfavoriten an. Seinen dritten Sieg über einen fast 350 Elo stärkeren Gegner, des slowenischen FM Jernej Kozlovic, hat Humbert mit Anmerkungen versehen und zur Veröffentlichung eingesandt.
Die Partie, die ihn zum Spitzenreiter für einen Tag machte:
Auch das Aufeinandertreffen mit Turnierfavorit Dmitrij Kollars hielt Giga Quparadze nicht davon ab, eine weitere Turnierpartie im Blitztempo zu absolvieren. Diesmal mit einem anderen Ergebnis als in den drei Runden zuvor. 1 Stunde und 14 Minuten zeigte die Uhr des Georgiers, als er sich geschlagen gab. Kollars hatte ihn im Endspiel ausgetrickst.

Dmitrij Kollars hat sich am ersten Brett eingerichtet. In der fünften Runde trifft er ebendort auf den Norweger Elham Amar. | Foto: Sandra Schmidt
Nach vier Runden ist der topgesetzte deutsche Großmeister Teil eines Sextetts mit 100 Prozent, das ausschließlich aus Großmeistern bestünde, wäre da nicht Marius Deuer. Der 16-Jährige und sein Caro-Kann triumphierten über den an drei gesetzten Venkataram Karthik. Ein verdienter Schwarzsieg, war doch Deuer durchgehend am Drücker gewesen, gleichwohl etwas glücklich. Ganz am Ende hatte sich Karthik in ein Damenendspiel gerettet, das zwar am seidenen Faden hing, das aber eine Maschine gehalten hätte. Der Inder fand nicht den schmalen Pfad zur Punkteteilung.

Marius Deuer, einziger IM im Sextett der 100-Prozentigen an der Tabellenspitze. | Foto: Sandra Schmidt
Erstmals trennt sich nach vier Runden der Weg der beiden überragenden 16-Jährigen des deutschen Schachs. Bislang hatten sie stets an benachbarten Tischen gespielt (siehe Bericht zur dritten Runde), aber nun gewann Deuer, während Leonardo Costa unterlag. Gegen den an zwei gesetzten Eltaj Safarli geriet Costa in ein schwieriges Endspiel, in dem der Aseri sein Aktivitäts- und Strukturplus nach und nach in einen vollen Punkt ummünzte.

Eltaj Safarli (links), hier in der Drittrundenpartie gegen FM Valentin Mitev, gewann gegen Leonardo Costa im Stil eines abgezockten Profis. | Foto: Sandra Schmidt
Der gestrige Spitzenreiter Arthur Humbert hat sich hoffentlich die Tabelle nach drei Runden ausgeschnitten und eingerahmt. In der vierten erwischte es ihn gegen den Norweger Elham Amar. 86 Züge lang zeigten die Kontrahenten, wie gerne sie Schach spielen. Humbert hätte auch nach 40 Zügen aufgeben können, spielte aber mit zwei Türmen und vier Bauern weniger weiter. Amar schien es zu genießen, er zögerte das Matt hinaus. Am Mittwoch gegen Dmitrij Kollars wird es ernsthafter zur Sache gehen.

Elham Amar trifft nun in der Spitzenpaarung der fünften Runde auf Dmitrij Kollars. | Foto: Sandra Schmidt
In der Frauenwertung führt jetzt Lena Georgescu mit 3,5 Punkten aus 4 Partien. Die Schweizerin landete einen glatten Sieg über den nominell favorisierten FM Christian Schramm. Mit einem Bauern mehr, aber im Angesicht eines nicht zu parierenden Angriffs gab sich Schramm nach 21 Zügen geschlagen. Mit einer Schwarzpartie gegen Roven Vogel kommt auf Georgescu in der fünften Runde ein Härtetest zu.

Roven Vogel kegelte in der vierten Runde vorerst WIM Yelyzaveta Hrebenshchykova aus dem Rennen um den Frauenpreis. In der fünften wird er versuchen, Lena Georgescu einen Rückschlag zuzufügen. | Foto: Sandra Schmidt
Georgescus souveräne Vorstellung war bei weitem nicht der einzige Außenseitersieg. Unter den elf Spielern mit 3,5 Punkten findet sich einer, dessen Elo von 1823 sich deutlich von der Zahl der anderen zehn unterscheidet. Wolfgang Jekel von den SF Vöhringen hat nach seinem Auftaktremis nun die dritte Partie gewonnen, diesmal gegen den gut 300 Elo stärkeren Bahne Fuhrmann vom Hamburger SK.

Schönheitspreis für Titas Stremavacius, der seinen effektvollen Drittrundensieg für diese Seite kommentiert hat. | Foto: Sandra Schmidt
Zu Joachim Beisteiner findet sich auf der Website der Chess Sports Association der erstaunliche Eintrag, er sei ein „Punktelieferant“. Das kann offensichtlich nicht im Sinne der in Fußballstadien üblichen Punktelieferant-Schmähgesänge gemeint sein. So wie Beisteiner in der niederösterreichischen Landesliga zuverlässig punktet, tut er das auch in den Bayerischen Alpen. In der vierten Runde triumphierte er über den gut 300 Elo stärkeren Fast-GM Ilja Schneider, der den Prozess des Abhakens dieser aus seiner Perspektive schrecklichen Partie wahrscheinlich schon begonnen hatte, als sie noch lief. Einen Zug, bevor Schneider aufgab, hatte ihm Beisteiner einen Weg zurück ins Geschehen eröffnet. Die Lieferung eines potenziellen halben Punkts ging an Schneider vorbei.

Die von Peter Rie (stehend) im Interview angekündigte Schach-Schulung mit Sebastian Siebrecht für die Mitarbeiterinnen der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. | Foto: Sandra Schmidt
Momente der vierten Runde:

Als Ilja Schneider schon nicht mehr damit rechnete, lieferte ihm Joachim Beisteiner doch noch eine Chance, in die Partie zurückzukommen: 26…Txb4!, und Schwarz steht noch lange nicht gut, aber spielt wenigstens wieder mit. Die Chance verstrich, und einen Zug später war die Partie vorbei.

Die Partie war nach 40 Zügen entschieden, aber Arthur Humbert und Elham Amar wollten noch ein wenig spielen. Erst nachdem Amar zwei seiner Freibauern in Läufer verwandelt hatte, setzte er schließlich doch matt.
In der dritten Runde der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften am Tegernsee ging es zwischen dem österreichischen FIDE-Meister Gunnar Schnepp und dem deutschen Supertalent Leonardo Costa hoch her. Schnepp opferte erst eine Figur, dann noch eine und setzte dem Münchner arg zu. Doch nach ein paar Ungenauigkeiten gelang es Costa, das Blatt zu wenden und sich den Sieg zu sichern, nachdem Schnepp ein Dauerschach verpasst hatte (siehe auch Bericht zur dritten Runde). Gunny nimmt die Partie intensiv unter die Lupe.
Offenbar reicht es dem Schach-YouTuber nicht, seine drei Schachfreunde am Tegernsee zu coachen und zwischendurch Videoanalysen aufzunehmen. Gunny will auch selbst spielen. Er kündigt an, er wolle am Mittwoch am Blitzturnier teilnehmen.
Während die 27. Auflage der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften noch läuft, hat Veranstaltungsleiter Peter Rie schon die 28. Auflage im Auge. Vom 1. bis 9. November 2025 lädt die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) einmal mehr zum Traditionsturnier an den Tegernsee. Es dürften sogar noch etwas mehr Spielerinnen und Spieler teilnehmen als in diesem Jahr, aber nicht viel mehr. 580 ist, Stand jetzt, die Obergrenze. „Qualität geht vor Quantität“, erklärt Rie im Interview.

„Für mich ist Tegernsee und Schach eine gelungene Symbiose. Jeder Schachspieler kommt immer wieder gerne an den Tegernsee“, sagt Ingrid Lauterbach, die Präsidentin des Deutschen Schachbundes. Zur Siegerehrung des 12. Senioren-Cups am April kam sie an den Tegernsee, um TTT-Chef Christian Kausch und TTT-Veranstaltungsleiter Peter Rie für das langjährige Schach-Engagement zu danken. Beiden verlieh sie den Ehrenteller des Deutschen Schachbundes. | Foto via Tegernseer Tal Tourismus
Peter, die Offenen Internationalen Bayerische Meisterschaften am Tegernsee sind längst ein Traditionsturnier. Gerade hat die 27. Auflage begonnen. Lass uns kurz auf die Anfänge zurückblicken. Wie begann die Tradition?
Mit Horst Leckner vom TV Tegernsee. Vor 27 Jahren kam er auf uns zu und fragte, ob wir ein Schachturnier unterstützen oder begleiten würden. Wir haben natürlich sofort gesagt, das machen wir…
…„natürlich“? Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH ist keine Schachagentur.
Aktivität, Sport und z. b. Schach passt zu uns, auch zur Ausrichtung der Region. Grundsätzlich steht der Tegernsee für Natur, Berge, See, Schönheit. Motorsport zum Beispiel würde dazu nicht passen. Schach hingegen wunderbar. Horst Leckner, Artur Jussupow und einige andere haben damals die Organisation in die Hände genommen. Nach und nach waren wir immer stärker involviert, und das Turnier wurde immer größer.

Auch um das Schulschach im Landkreis Miesbach hat Horst Leckner erhebliche Verdienste. Hier ehrt ihn Walter Rädler, seinerzeit Vizepräsident des Deutschen Schachbunds, für sein Lebenswerk. | Foto via DSB
Zum 20-jährigen Jubiläum hat Horst Leckner aufgehört.
Er sagte, er wolle nun den Stab übergeben. Großmeister Sebastian Siebrecht wurde Turnierdirektor, und wir wurden der Veranstalter, der das wirtschaftliche Risiko trägt. Die Zusammenarbeit mit Sebastian und das daraus entstehende Team war aus meiner Sicht eine wundersame Fügung. Wir verstehen uns super, haben die Aufgabenbereiche sauber getrennt, stimmen uns zu allen Themen ab. Alles funktioniert wunderbar, was sich auch an der Entwicklung der Teilnehmerzahl ablesen lässt. 555 Spielerinnen und Spieler sind ein Ergebnis der Qualität, die wir seit Jahren abliefern.
Lässt sich die noch steigern?
Nach unserer Statistik ist sie von Jahr zu Jahr gestiegen. Die Qualität steht vor Quantität und das soll so bleiben. Als Obergrenze werden wir die festgelegten 580 vorerst nicht überschreiten wollen. Wir versuchen unablässig, an diversen Stellschrauben zu drehen, um besser zu werden, sei es im Digitalen, in der Darstellung, bei den Ausschreibungen oder beim Anmeldeprozess.
Der tägliche Rundenbeginn um 16 Uhr ist ungewöhnlich spät.
Darüber haben wir oft diskutiert. Ein großer Teil unserer Gäste verbringt hier den Urlaub. Sie wollen wandern, in die Berge gehen, die Natur genießen, bevor sie sich ans Brett setzen. Von daher halten wir 16 Uhr für die richtige Zeit.

Würden die Runden früher als um 16 Uhr beginnen, könnte Thomas Troidl vorher nicht ausgiebig wandern und so viele wunderbare Impressionen einfangen. | via Facebook
Welche Rolle spielt das Schachturnier am Tegernsee in der Arbeit der Tegernseer Tal Tourismus?
Unsere Hauptarbeit ist und bleibt die Vermarktung des Tegernsees mit seinen fünf Teilgemeinden und die vielen Aufgaben vor Ort, die mit Tourismus zusammenhängen. Aber Schach hat mittlerweile einen besonderen Stellenwert. Auch in unseren Herzen. Während des Jahres sind ca. zehn unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der OIBM beschäftigt. Sie machen einen Superjob – und das sehr gerne. Alle brennen dafür und freuen sich kollektiv auf jede neue Auflage. Ich versuche, diese Begeisterung zu steuern und zu verbreiten. Diese Woche haben wir zum Beispiel eine Mitarbeiterschulung, da machen wir eine Stunde Schach mit Sebastian. Dort kommen auch Kolleginnen und Kollegen, die mit den Turnieren wenig zu tun haben, damit in Berührung und erfahren, was dahintersteckt. Auf diese Weise entsteht Wertschätzung für unsere gemeinsame Sache.
Neben der OIBM veranstaltet Ihr auch den Senioren-Cup am Tegernsee. Offenbar funktioniert Schach als Wirtschaftsfaktor für die Region – zumindest in der Nebensaison.
Auf jeden Fall. Die Schachturniere bringen eine Wertschöpfung für die Region mit sich. Sie sind längst ein fester Teil unserer Strategie, am Tegernsee Veranstaltungsformate zu platzieren. Im Hochsommer zum Beispiel hätten wir für Schach keine Kapazität, aber der Herbst in Verbindung mit den bayerischen Herbstferien hat sich von Anfang an als passend erwiesen. Auch das Seniorenturnier wächst. Am neuen Standort in Rottach-Egern sind wir hinsichtlich der Kapazität schon wieder an der Obergrenze angekommen.
Wie geht es mit der OIBM weiter?
Im Detail werden wir das sehen. Die Akzeptanz im Ort, unter unseren Gesellschaftern und nicht zuletzt in der Schachszene ist groß. Bei Bürgermeistern und Gastgebern genießt der Wettbewerb einen hohen Stellenwert, insofern bin ich um die Zukunft der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften nicht besorgt.
Titas Stremavicius achieved a remarkable victory over Vincent Keymer at the 2024 Chess Olympiad in Budapest (see the video below), leading the Lithuanian team to a stunning win against Germany. But this is only one of many successes and wins under his belt. Born on February 15, 1998, in Kaunas, Lithuania, Stremavicius achieved the title of International Master (IM) in 2015 and was awarded the Grandmaster (GM) title in 2020.
Stremavicius has represented Lithuania in numerous youth and junior championships, with notable success including a third-place finish at the European Youth Chess Championship in 2015 in the U18 category. He also won the Lithuanian Chess Championship in 2021. His significant tournament victories include winning the Lichtenrader Herbst in 2015 and the Saint-Quentin Open in 2019. Now he has come to win the 27th edition of the OIBM. Here is his beautiful 3rd-round win that also won him the round’s beauty price, annotated by the man himself.